achtung und Vernachlässigung gewisser sonstiger, scheinbar nur
äusserlicher Vorsichtsmassregeln, die wie leider gesagt wer-
den muss bei einer Ueberzahl der heutigen verehrlichen
Kunstgenossen derartig ausser Uebung kamen, dass diesen eine
Mahnung an dieselben schier wie kleinliche Pedanterie, ja, wie
eine lächerlich philisterhafte Zumuthung vorkommen möchte,
die man dem nicht zu bandigenden Schaffensdrang ihres künst-
lerischen Genius macht. In NVahrheit handelt es sich auch um
Dinge, deren Ausführung, wenn man nur will, keine Genialität
in Anspruch nimmt, sondern eine Wahre Kleinigkeit ist.
In erster Linie steht die Vermeidung aller Unreinlichkeit
beim Malen, in zweiter die Nichtverschmähung einer gewissen
Ordnungsliebe und geduldigen Sorgfältigkeitk
Nicht genug kann das in S 6 über Behaftung der Bildfläche
mit Feuchtigkeit, Staub und sonstiger Unreinigkeit Gesagte ein-
geschärft werden. Diese letzteren wird man um so rascher
beseitigen können, je öfter man die Arbeiten dem Sonnen-
schein und der freien Luft aussetzt. Dann werden nehmlich
unter dem rascheren Eintrocknen der Farben die in deren
Schicht Verborgenen Staubfäden und Pinselhaare um so eher
sichtbar werden und man kann sie mit feinen, scharfen Lan-
zetten sauber herausnehmen. So oft, als möglich, wasche man
auch das Bild mit reinstem Wasser, am besten mit Regen-
wasser, und trockne es nachher sorgfältig. Dies trägt zur Be-
seitigung oberer F ettschichten bei 2. Nie bringe man neue
Farben auf Stellen, die man mit Feuchtigkeit beschlagen sieht,
oder von denen man auch nur vermuthen kann, dass sie es
seien. Sitzen dieselben derartig inmitten noch frischer Malerei,
dass man sie nicht wohl mit einem Lumpen abtrocknen kann, so
1 Man wähle sich hierin die alten Flandrer, Deutschen und Italiener
des 15., sowie auch die kleinen Niederländer des I7. Jahrhunderts zum Muster.
Es ist bekannt, dass die köstlichen Tafeln derselben vielfach während des
Malens in Kästen befestigt waren, die, wenn die Arbeit ruhete, mit Deckeln
verschlossen wurden, um die frische Malerei vor Staub zu schützen. So ist
auch die Anekdote bekannt, dass Gerhardt Dow Niemanden mit schmutzigen
Schuhen und Kleidern in seine Werkstätte eintreten lieSS-
2 Der während des Austrocknungsprocesses sich zersetzenden und an
die Oberfläche tretenden Bestandtheile (festen Glyceride) des Oeles nehmlich.
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