Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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vorläufig noch in einer gewissen Weichheit verharrende Unter- 
lage, so würde sie die Unterlage zerreissen; geschähe dieses 
nicht und es zöge sich hingegen die Unterlage weiter zusammen, 
wenn die Decke ihre Elasticität schon zu sehr verloren hätte, um 
sich dieser Bewegung zu accommodiren, so würde dann die Decke 
bersten und zerreissen. Auch in vollkommen solidem Material 
würde also dasselbe eintreten, wie das in S 1 und 2 bei Be- 
sprechung der unsoliden Harzlirnisse und Harzbalsame Erwähnte. 
Sorgt man aber dafür, dass die Unterlage jedesmal weniger 
ölreich und, wo möglich, auch weniger dick aufgetragen sei, als 
die Decke, oder dass sie, wenn dicker impastirt, der Luft oder 
der Sonne genügend ausgesetzt ward  kurz, dass sie der 
festere und die Decke allezeit der langsamer trocknende und 
elastischere Theil sei, so ist von dieser Seite der verschieden- 
artigen Spannung her keine Gefahr des Reissens vorhanden. 
d) Um verschiedene F arbenschichten auf ihre gleiche oder 
ungleiche Spannung hin zu beurtheilen, ist noch auf die in ihnen 
vorkommenden Pigmente zu achten, ob diese nehmlich solche 
sind, die viel, oder solche, die wenig Bindemittel einsaugen. 
Sind erstere bloss mit Oel verrieben, so sind sie natürlich 
schlechte Trockner, die letzteren, im gleichen Falle,  immer 
noch gute, denn ihnen kommt in der Regel auch noch der 
Umstand zu Nutzen, dass das Oel nicht, wie bei den ersteren, 
in's Innere der Gefügepartikel eindringt, sondern, an den Ober- 
flächen des harten Kornes ausgebreitet, der Luft auf's Beste 
zugänglich ist. Mit solchen guten Trocknern übermale man 
also schlechte nicht eher, als bis man sicher ist, dass diese gut 
ausgetrocknet sind.   
Nun wird bei einer rationellen F arbenbereitung den schlechten 
Trocknern behufs der Verminderung des Oelquantums bereits eine 
Portion Trockenfirniss zugerieben sein, den guten Trocknern aber 
nicht, damit sich auf diese Weise eine annähernde Gleichheit des 
Oelgehaltes und der Trockenkraft herstelle. Diese Intention soll 
man also beim Malen nicht wieder durch ungeeignete Zusätze stören. 
Den schlechten Trocknern setze man kein Oel, den guten keine 
Trockenfirnisse zu. Das Letztere ist höchstens statthaft, wenn 
solche gute Trockner in Unterlagen zu stehen kommen, wo
	        
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