Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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beiden Schichten an einander ausüben, tritt dann Zerreissung 
beider bis auf den Grund ein. 
je dicker der Tropfen oder die Schicht zu Anfang waren, 
desto breiter und merklicher werden auch die Spalten, die 
sich im allerletzten, spätesten Stadium ihrer Austrocknung in 
ihnen bilden. 
Von den Malölen trocknet am ehesten das Leinöl, Welches 
auch das magerste unter ihnen ist. Dann folgt das Nussöl und 
zuletzt das fetteste von ihnen, das Mohnölä 
Wenn man die Malöle am Feuer oder an der Sonne ein- 
kocht  etwa bis zur Hälfte ihres anfänglichen Volumens  
so dass sie dickflüssiger werden, so ziehen sie schneller an. 
Aber ihre gründliche Austrocknung geht darum nicht gleichfalls 
schneller von Statten. Da sie dicklicher und fetter geworden 
sind, so bilden sie leicht eine weit höhere Schicht im Auftrag, 
als die flüssigen, ungekochten Oele bilden können. Zieht sich 
nun über diese  aber weit rascher und fester erhärtend, als 
bei den ungekochten  die Oberhaut hin, so nimmt natürlich 
der Austrocknungsprocess des Inneren mehr Zeit in Anspruch, 
als bei jenen. Daher bleiben die gekochten Oele nach dem 
ersten Anziehen weit länger klebrig, als die ungekochten, und 
dies ist der Grund, aus dem man sie mit allerhand Trocken- 
mitteln, wie Blei- und Mangan-Präparaten, versieht, deren 
schlimme Wirkungen in S 5 gezeigt wurden.  Zudem ist in 
Folge ihrer gesteigerten F ettigkeit die Oberhaut, welche sie bilden, 
weit glänzender und glatter, als diejenige der ungekochten Oele 
und verursacht daher auch weit bessere Rutschbahnen (siehe 
S I0). Kurz, die Uebelstände, die sich beim Eintrocknungs- 
process der ungekochten Malöle einstellen können, werden sich 
noch weit schlimmer in den gekochten wiederholen. 
1 In den mir bekannten ältesten Malerbüchem kommen meines Er- 
innerns nur Lein- und XVallnussöl als Malöle vor  Mohnöl fand ich erst bei 
dem Holländer Wilhelm Beurs, in dessen „De groote Wäreld etc." (Amster- 
dam 1692.)- In der in S 3 erwähnten Abhandlung des Wiener Akademikers 
Quirin Jahn, „Ueber das Bleichen und Reinigen der Malöle", Dresden 1803  
wird das Mohnöl als minder dauerhaft, denn Leinöl, bezeichnet. Neuerdings 
wird es fast mehr, als Leinöl, zur Oelfarbenfabrikation verwendet.
	        
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