Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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Vorsichtsmassregeln der Oelmalerei zurückzuführen, die heute 
zum Schaden der letzteren nur zu oft von Solchen versäumt 
werden, denen doch die äusseren Erscheinungen, die jene Er- 
klärung betrifft, sammt ihren Folgen durch alltäglichen Anblick 
wohl bekannt sind. 
Die Stadien des Austrocknens oder Erhärtens bringt man 
sich am besten zur Vorstellung, wenn man verschiedene Tropfen 
eines Malöls auf eine Glasplatte oder auch auf einen gut aus- 
getrockneten Malgrund aus Oelfarbe setzt, der Nichts davon 
einsaugen kann. 
Zuerst bildet sich an der Oberfläche der Tropfen eine 
dünne Haut, die sich an der unteren Peripherie jedes Tropfens 
fest an den Untergrund anklebt und verhindert, dass der Tropfen 
sich weiter ausbreiten lässt.  Dies 'erste Stadium des Trock- 
nens nennen wir in der Malersprache das "Anziehen". Dasselbe 
geht ziemlich rasch, schon im Verlauf von kaum 12-18 Stunden, 
vor sich, was sich also wohl daraus erklärt, dass die Oberfläche 
.des Tropfens frei an der Luft und so deren Sauerstoff offen 
zugänglich liegt. 
Danach schreitet die Austrocknung allmählich und nur 
langsam nach der Tiefe der Schicht zu voran  denn dies 
Schichteninnere oder Innere des Tropfens ist nun durch die 
immer fester und dichter werdende Oberhaut vom Sauerstoff 
der Luft abgesperrt und es kann dieser nur noch durch die 
Poren zu ihm dringen, die in der Haut offen blieben. 
So lange, als das Trocknen des Inneren andauert, bleibt 
die Oberhaut klebrig. Während dieser Zeit zersetzen und ver- 
flüchtigen sich also Wohl die zerstörbaren Bestandtheile des 
Oeles. Die Schicht verliert der Dicke nach fortwährend an 
Volumen.  Endlich, oft erst nach Jahresfrist ist die Austrock- 
iiung oder Erhärtung der mit dem Sauerstoff sich fest verbin- 
denden Theile bis zum Grund vorgeschritten, die Oberfläche hat 
ihre Klebrigkeit verloren und es scheint keine Einschrurnpfung 
des Volumens mehr stattzufinden, das Stadium der soliden 
Austrocknung erreicht zu sein. In Wirklichkeit aber dauert die 
Einschrumpfung noch lange Zeit fort, wiewohl sehr langsam 
und fast unmerklich. Endlich manifestirt sie sich durch kleine
	        
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