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S x 1. Fehler des Verfalzrerzs bei solidem, homogenem Malerial.
Wird in den bisher betrachteten Fällen die Einmengung
an sich selber unsolider, oder dem Oelfarbenmaterial durchaus
fremdartiger und mit demselben sich nicht verbindender Stoffe
zur Ursache des Verderbs, so können Risse und Abblätterungen
doch auch ebensowohl in vortreffiich solidem, homogenem Ma-
terial entstehen und zwar durch Fehler und Nachlässigkeiten
im Malverfahren.
Die bei uns gebräuchlichen fetten Malöle Lein-, Mohn-
und Nussöl zählen zu den sog. trocknenden Oelen und zeichnen
sich vor den weichen Balsamen und vor den Gerinnseln durch
die ausserordentliche Härte und Festigkeit aus, zu der sie nach
Vollendung ihres Austrocknungsprocesses gelangen; aber ehe
dieser Process zu vollerRuhe gelangt, haben sie eine Reihe
chemischer und physikalischer Veränderungen durchzumachen,
welche die heutige Wissenschaft zu fleissiger Untersuchung zog,
ohne zwar bis jetzt solche Aufschlüsse zu gewinnen, aus denen
die Malerei sonderlichen neuen Nutzen ziehen könnte, indem
sich nehmlich aus demselben eine Zubereitung und Behandlung
der Malöle ableiten liesse, besser, als die schon vor Alters in
guter Malerpraxis gebräuchlich gewesene. Doch ist es auch
schon ein Nutzen zu nennen, dass diese gute alte Praxis durch
einige Hauptresultate jener wissenschaftlichen Untersuchungen
in ihrer Zweckmässigkeit beglaubigt wird. Nach der Wissen-
schaftlichen Erklärung besteht nehmlich das Auftrocknen und
Erhärten der Malöle darin, dass sich dieselben durch Aufnahme
von Sauerstoff verdichten, in welcher Verdichtung jedoch nur
einige ihrer Bestandtheile constant Voranschreiten und beharren,
während andere und zwar die Anfangs festeren nach
einiger Zeit wieder weich und klebrig und alsdann zersetzt,
in Wasser löslich und durch Verdunstung entfernt werden.
Dieser Vorgang nimmt unter Umständen die Dauer von Jahren
in Anspruch und für diese ganze Zeit ist das Oel auch einer
zuweilen raschen, bald wieder langsamer voranschreitenden Ein-
schrumpfung seines Volumens unterworfen.
Dies Wenige und allgemein Gehaltene kann schon genügen,
uns zu einsichtiger und erfolgreicher Beobachtung gewisser alter