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Fetthaut glattgeschnittener Scheiben von Zwiebeln oder Kar-
toffeln. Dies Verfahren ist aber nicht empfehlenswerth, weil
der Saft dieser Gewächse manchen Farben schädlich wird, es
auch nicht gut wäre, wenn Theile von ihm als fremdartiger
Stoff auf der Fläche sitzen bleiben.
Viele Maler gibt es, die ihren Farben eine Rutschbahn
mit viel Fleiss, Mühe und Zeitaufwand beim Malen selber be-
reiten. Dies thun Jene, welche die Farben zuerst möglichst
rauh und massenhaft mit dem Spachtel auftragen, um sie nach-
her mit Schabeisen, Rasiermessern, Bimsstein und Ossa-Sepia
stellenweise spiegelglatt zu schleifen. Was dann auf diese
lichtverleihenden Unterlagen gemalt wird, rutscht und zerreisst
auf 's VortrefHichste.
Ebensogut rutscht, rieselt und zerreisst auf Wachs-Oel-
farben oder gar Wachstuchgrundirung mit Oelfarben Gemaltes.
Ein bemerkenswerther Zuwachs entsteht diesen Erschei-
nungen auch, wenn, wie bei Spachtelmalerei gern der Fall, die
unter der Rutschhaut liegenden Farben noch auf lange Zeit
nach dem Darübermalen hübsch weich und schlammig bleiben.
Kommen diese endlich gleichfalls in Bewegung, indem sie sich
beim Eintrocknen zusammenziehen, dann versagt sich die Rutsch-
haut natürlich auch ihrerseits als Dritte im Bunde das Vergnügen
der Motion nicht länger und äussert dies in Blasenbildung, Auf-
bäumungen und Brüchen, die nun, mit den ganz oben auf
befindlichen Thalrissen zusammen, das interressanteste Chaos
herstellen, so dass der Beschauer, verlegen, wie Angesichts
eines F elsengerölles, nicht mehr weiss, wo aus und wo ein I.
mit hinweggewischt worden und hätte die Firnisse nicht zum Rieseln bringen
können. Da aber jedenfalls die Säuberung unterblieb, so reichen der Schmutz,
die Feuchtigkeit, die Fetthaut oder die anderen Unreinlichkeiteiu, die auf den
Gegenständen ungestört sitzen blieben, vollkommen zur Erklärung der Firniss-
rieselung aus.
1 Der Abhilfen erfindet man indessen wo man in derlei Erfahrung
hat mancherlei durch Geist und Einfachheit höchst überraschende.
So sah ich in einer grossen süddeutschen Kunststadt eines vielver-
sprechenden Kunstjüngers Werk, auf dem das feiste Muskeltieisch am
Hinterschenkel eines Apfelschimmels in's Rutschen gekommen war. Immer
mehr sackte sich die harte Lederhaut, durch ihren flüssigen Inhalt genöthigt,