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bringen, indem man die Stelle anhaucht und dann die neue
Farbe rasch mit dem Hauche verreibt. Dies soll man meiden,
es ist der Schönheit der Farbe schädlich.
Ich sah Manche, die, ehe sie anfingen, ihre Farbentöne
von der Palette auf das Bild zu tragen, ganz ernsthaft und
feierlich auf die Palette spuckten und die Farben mit dem
Speichel vermischten. Sie sagten, es gäbe dies den Farben
Heine so angenehme Moclellirungsfähigkeit und Consistenz". Ihre
Bilder sah ich aber später in sehr traurigem, trübem und zer-
rissenem Zustand wieder.
Staubfaden, die man auf den Bildern sitzen lässt und mit
_Farbe bedeckt, oder in den Farben sitzen gebliebene Pinsel-
haare arbeiten sich mit der Zeit etwas hervor und führen dann
die Luftfeuchtigkeit, die sie einsaugen, trübend und störend in
die F arbenschichten ein.
S I0. Zu grosse Gläfte der Unlerlagezz. Feste, der Ueber-
malzmg undurehdrirzgliclze Jreltkauzt. [m Gegelzsalz lziezu allzu magere
einsaugende (ßzterlage. .
Sind Grundirungen, oder überhaupt irgend welche Schichten
einer Malerei mit Farben gestrichen, die etwas zu reichlich mit
Oel getränkt sind, oder ist dies Oel an sich sehr fett, wie es
z. B. an der Sonne oder am Feuer eingekochtes Oel oft ist, so
bildet sich auf der Oberfläche eine harte, sehr glatte Haut, auf
der die neuen F arbenlagen und besonders Lasur- und F irniss-
schichten nicht haften können. Dieselben rieseln alsdann, sind
sie dünnflüssig, wie die letzteren, zu vereinzelten Tropfenan-
Sammlungen auseinander; bestehen sie dagegen aus consistenten
Farben, so lassen sie sich Wohl für den Augenblick glatt ver-
breiten, wenn aber ihr Trocknen beginnt, so rutschen sie
gleichfalls zu kleinen, mannigfach geformten, durch breite und
immer breiter werdende Spalten getrennten und gegen diese
hin mit flachen Wandungen abfallenden Haufenbildungen und
Einzelfeldern zusammen. Die Ursache beider Erscheinungs-
formen ist die nehmliche: die Haut des Untergrundes ist zu
hart, als dass das Bindemittel der neuen Schicht sich etwas in
sie einsaugen könnte, und ist zugleich so glatt, dass der Wider-