Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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Alle Oelmalerei schlagt nehmlich sofort auf Untermalung 
a tempera ein und beraubt dieselbe vollkommen ihrer hellen 
Lichtreflexion. Dazu ist die Textur der beiden Farbenarten 
eine so verschiedenartige, dass das Resultat sehr weit von der 
schönen harmonischen Erscheinung alter Oelbilder entfernt bleibt 
und in Vortrag und Colorit ein unbeholfenes, unreines, fleckiges 
und unverbundenes Zwitterwesen zweier auf verschiedenartigen 
Voraussetzungen beruhender, nicht zu einander passender Tech- 
niken darstellt. Eine Zeitersparniss liegt dabei gleichfalls nicht 
vor, da um der Auslöschung dieses zwitterhaften und der Her- 
vorbringung eines einheitlich tleckenlosen Aussehens willen eine 
dicke und solide Uebermalung in Oelfarben auf der Tempera- 
unterlage, mit gänzlicher Verbergung und Verleugnung letzterer, 
vorgenommen werden muss. Hiebei kann die Tempera also 
den Dienst eines vom Grund her wirkenden Lichtreflektors 
überhaupt und selbst dann nicht thun, wenn man ihr, um die 
Einsaugung des Oels und ihre hiedurch bewirkte Verdunkelung 
zu verhüten, vor dem Uebermalen einen Eigelb- oder Leim- 
wasserüberzug gibt. 
Das Bedenklichste aber ist, dass bei der Ungleichheit der 
Erhärtungsgrade, zu denen die beiden verschiedenen Material- 
arten gelangen (indem die Oelfarben schliesslich eine weit 
härtere Schicht, als die darunter befindlichen Temperafarben 
bilden), nothwendig Zerreissungen der schlimmsten Art eintreten, 
welche die ganze Bildoberfläche in kleine, getrennte Partieen 
zerspalten. Dieses Zerreissen zeigt sich natürlich nicht gleich 
zu Anfang, da die Oelfarbenschicht noch weich ist, sondern 
beginnt eben erst dann, wenn dieselbe bei dem ihr eigenen 
höheren Grad der Erhärtungsfähigkeit anlangt. 
Dies Verfahren ist also zu vermeiden. 
Aber ich sah sogar, wie manche Maler beide Verfahren in 
der NVeise mischten, dass sie zuerst auf einer Temperaunter- 
malung eine Uebermalung in Oelfarben vornahmen, auf dieser 
wieder einige Stellen a tempera retouchirten oder abänderten, 
um dieselben dann nochmals mit Oelfarben zu lasiren u. s. w. 
Hiebei bedienten sie sich nicht nur der Ei- und Leimtempera, 
sondern setzten' auch mit Essig und Stärkekleister, oder mit
	        
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