Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

die anderen aber nicht. Wird z. B. eine wachshaltige Zinnober- 
schicht mit einer durch Harzfirniss durchsichtiger gemachten, 
kein NVachs enthaltenden Krapplack-Lasur überzogen  was 
doch eine beim Malen schönfarbiger rother Gegenstände ganz 
alltägliche Manipulation ist  so ist das oben geschilderte 
schädliche Verhältniss hergestellt. 
Nicht nur an ihrer mechanischen Dauerhaftigkeit und an 
ihrem Haften am Untergrund kommen Oel- und Harzölfarben 
durch die W achszusätze zu Schaden. Eine der schätzenswerthe- 
sten mechanischen Eigenschaften des Oeles ist die Geschmeidig- 
keit und auch diese wird geschädigt. Denn das Wachs ist ja 
selber spröde und ungelenkig zum Auftrag und macht also die 
Oelfarben stockig und grieselig. Es vermindert die Dauer ihrer 
Behandelbarkeit im Frischen und ist so eine der Hauptursachen 
des hässlichen, gequälten Vortrags und des überladenen, höcker- 
igen Impastds so mancher modernsten Bilder.  Dieses über- 
mässig dicke Impasto aber ist seinerseits gleichfalls eine der 
Hauptursachen des frühen Zerfalles solcher Bilder, Weil es das 
solide Austrocknen des Schichteninnern erschwert. An der 
Oberfiäche bildet sich nehmlich unter der freien Einwirkung des 
Sauerstoffs baldigst eine harte Haut, die dann den Zutritt des 
austrocknenden Elementes in das Schichteninnere behindert. So 
bleibt dieses längere Zeit weich, und trocknet es später endlich 
gleichfalls und geht dann an Volumen ein, so bildet die Ober- 
haut hohle Blasen oder hässliche Schrunzeln. 
Die Vertheidiger der Wachszusätze pflegen zum Beweis für die 
ausserordentliche Dauerhaftigkeit des Wachses auf die alten 
Griechen und Römer hinzuweisen, die es bei Malereien und An- 
strichen verwendeten. Aber einen Ueberzug aus geschmolzenem 
XVachs, wie ihn diese Alten gewissen Farbenanstrichen gaben, um 
dieselben vor dem Zutritt der Feuchtigkeit, zerstörender Aus- 
dünstungen, oder auch bloss schwärzenden Staubes und Kohlen- 
dampfs zu schützen, braucht man nur neben einem Oe1farbenan- 
strich an freier Luft dem Wechsel von Sonnenschein, Regen und 
Kälte auszusetzen, um ihn weit eher, als jenen, verwittern und 
rissig und blätterig werden zu sehen.  Man citirt die Aussage 
des Plinius, dass die enkaustischen Decorationsmalereien, die man
	        
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