Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

aufhört, bereit sind, sich wieder zu zwei verschiedenen Haupt- 
massen auseinander zu sondern. Ein eben solches Gewirr nicht 
homogener Partikel wird dies Wachs-Oel also auch darstellen, 
nachdem es den Farbenpulvern zugerieben ward, d. h. mit 
anderen Worten: Die Körnchen des F arbenpulvers werden 
nicht etwa sammt und sonders mit derselben Flüssigkeit getränkt 
und gebunden sein, sondern ein Theil von ihnen wird das Wachs, 
ein anderer Theil das Oel zum Bindemittel haben. 
Eine solche F arbenpaste muss aber jedenfalls weit unvoll- 
kommener in sich selbst gebunden sein und minder gut an 
ihrem Malgrund haften, als eine bloss mit Oel, oder mit einem 
Gemisch aus Oel und Solidharz verriebene. Denn jeder Maler 
weiss, dass getrocknetes Lein-, Mohn- oder Nussöl, oder ein ge- 
trockneter solider Harzöl-Firniss sehr fest auf ihrem Untergrund 
sitzen, auch wenn derselbe glatt wäre. Wachs dagegen lässt 
sich bekanntlich von jedem Untergrund, auch wenn es Jahre 
lang auf demselben stand, mit dem Fingernagel leicht wieder 
hinwegschaben. Ist es doch im Vergleich zu Oel und Harz- 
firniss kaum klebrig zu nennen, sondern vielmehr trocken und 
spröde. Die Zugesellung des minder klebenden Stoffes zu dem 
besser haftenden kann also der Bindekraft des letzteren nur 
schädigend entgegenarbeiten. In einem Aufstrich so bereiteter 
Wachs-Oelfarbe werden die mit Oel getränkten Farbenpartikel 
nach dem Trocknen gut aneinander und am Untergrund haften, 
die mit NVachs getränkten aber minder gut haftend zwischen 
jene hineingestreuet sein. 
Zu einer Erhärtung, die so fest und solid ist, dass sie 
den Wechselfällen der äusseren Temperatur Widerstand leistet 
und in Wärme und Kälte annähernd die gleiche bleibt, gelangen 
wohl die trocknenden Malöle und Harzölfirnisse und die mit 
denselben getränkten Farben. Ein gleichmässiger Aufstrich aus 
solchem Material bietet, so lange er in seiner Continuität intact 
bleibt, den atmosphärischen Einflüssen, der Luftfeuchtigkeit und 
der Kälte, wenig Angriffspunkte. Wachs hingegen gelangt gar 
niemals zu einem constant bleibenden Erhärtungsgrad; bei 
niedriger Temperatur erstarrt es nur, bei erhöhter erweicht es 
wieder und unter diesem Wechsel ändert es auch sein Volumen.
	        
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