Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

ist, zu Durcheinanderschichtung mit andren Farbenlagen, die 
bloss das schliesslich solid und hart austrocknende ölige Binde- 
mittel, oder gar einen dessen Trocknen beschleunigenden Zusatz 
rasch erhärtenden, soliden Harzfirnisses enthalten, so muss die 
ungleichartige Spannung, die nun beim Trocknen in solchen 
verschiedenartig gemischten Schichten entsteht, nothwendig zu 
Zerreissungen der schlimmsten Art führen. Der frühe Zerfall 
so mancher modernsten Bilder rührt in der That von dem Miss- 
brauch ihrer Autoren her, den Oelfarben Balsam Copaivae und 
ähnliche unsolide Schmieren unter dem Malen zuzumischen. 
Balsam Copaivae z. B. erlangt den ihm zugänglichen ge- 
ringen Grad einer kurz dauernden Scheinfestigkeit nur, wenn 
er, wie vorhin gesagt, als Schluss-Firniss oder in der obersten 
Farbenschicht eines Bildes offen an der Luft liegt, und auch 
in diesem Falle bedarf es, wenn seine Schicht nur einigermaassen 
dick ist, geraumer Zeit, bis dieser geringe Erhärtungsgrad sich 
auch dem Schichteninnern mittheilt. Kommt es aber einmal 
vor, dass über eine solche nur erst oberflächlich erstarrte Lage 
eine halbdeckende Uebergehung oder eine firnisshaltige Lasur 
gestrichen wird, die rasch eine feste Haut bildet und so der 
Luft den Zugang zu der weichharzigen Unterlage wehrt, so 
wird diese letztere sich auf viele Monate hin weich erhalten. 
Nimmt man dann  nach Verlauf von Monaten  um etwa 
eine schönere und gleichmässigere Glätte der Oberfläche zu 
erzielen, mit einem feinen Schabmesserchen Stücke der oberen, 
erhärteten Lasur hinweg, so wird man unterhalb dieser das 
Innere der mit Balsam gemischten Farbenlage noch so klebrig 
befinden, dass sich deren Harz an die Messerklinge anheftet 
und sich dann beim Bewegen derselben in Form feiner, weisser, 
spinnenwebenartiger Fäden auseinander zieht. Bleiben solche 
Stellen aber unberührt stehen, so wird natürlicher Weise die 
obere, harte, eines festen Unterlagers entbehrende Lasur- oder 
auch Deckfarbenschicht Blasen und Höhlungen bilden und endlich 
Brüche und Risse bekommen, oder es entstehen Rutschungen, 
wie man deren nicht selten an modernen Bildern sieht. 
 Die Risse, die in Schichten der Balsame selber, oder in 
Lagen mit denselben vermischter Oelfarben mit der Zeit ent-
	        
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