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aufgetragen gewesen sei, die nur dünn vergypsten aber hätten
sich gut gehalten. Am Verderb jener Bilder habe auch die
Anwendung zu starken Leims Mitschuld. Als Belege hiefüi"
nennt Volpato stark gegypste Bilder Bassands, die verdorben,
und schwach gegypste, die erhalten seienä
Bemerkung. Der hier erwähnte zur venetianischen Schule
des I6. Jahrhunderts zählende, gewöhnlich nach seinem Geburts-
ort "Bassano" benannte Meister del Ponte gehört nebst seinen
gleichnamigen Schülern bekanntlich zu Denen, welche sich mit
Vorliebe der rothen sogenannten Bolusgründe bedienten, die
"auch oft bei Tintoretto, zuweilen bei Giorgione und Titian vor-
kommen, häufig bei Correggio und dessen Nachahmern die
Unterlage bilden und bei Caravaggio und seinen Nachahmern,
ferner bei den Caraccesken, den noch späteren Poussin's, kurz,
bei einer zahllosen Menge italienischer Maler des 16., 17. und
18. Jahrhunderts fast ausnahmslose Regel sind. Untersucht
man diese Bolusgründe, so Endet man bald ein helleres, wär-
meres Roth, bald ein dunkleres Braunroth, Schwärzlichgrau-
Roth, Violetroth und bald ein dunkleres oder helleres, choco-
ladefarbiges Grauviolet. Man wird also in den meisten Fällen
nicht die reine Farbe des armenischen Bolus unter der Bezeich-
nung "Bolusgrund" zu verstehen haben, sondern allerlei Ver-
mischurigen derselben mit andren Farben, wie dies ja auch in
dem obigen Recept des Bassaner Malers Volpato zutrifft. Ausser-
dem wird man zu berücksichtigen haben, dass mit dem Namen
gewiss gar oft rothe Ockererden belegt wurden, die dem ar-
menischen Bolus an Substanz und Farbe ähnlich warenz. Die
bei einigen Neueren aufgetauchte Ansicht, als sei die Thonerde,
1 Auch des Paul Veronese berühmte "Hochzeit zu Cana" erlitt bekannt-
lich bei ihrem Transport von Venedig nach Paris so starke Beschädigungen,
dass man nach dem Pariser Frieden nicht wagte, sie wieder nach Venedig
zurückzuschicken Ursache der entstandenen Brüche war die unter der Im-
primitur liegende Vergypsung.
2 Siehe z. B. Ilg's an Notizen über Material reichhaltige Erläuterungen
zu Cenno Cennini. Quellenschriftenausgabe, Seite 170, Note zu Cap. 119,
wo aus einem in der Ambraser Sammlung befindlichen Memoriale Kaisers
Max I. der Passus citirt ist: Bolus Armeni findet man im Eisenerz genug.-