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tur mit wenig Farbe herstellen lasse, ohne dass man zu mehr-
maligem Anstrich genöthigt sei, der in Folge des stärkeren
Oelgehaltes nachdunkeln würde. Die Leinwand wird vor
dem Auftrag der Imprimitur mit Leim bestrichen, weil dieser
den Fäden Schutz gegen das Oel gewährt, welches, direkt auf-
getragen, in Folge seines starken Erhärtens das von ihm durch-
tränkte Gespinnst brüchig machen Würde. Andrerseits darf der
Leim nicht zu stark sein, weil sich sonst die Oelfarbe der
lmprimitur gar nicht mehr mit dem Gespinnst verbinden, son-
dern abblättern Würde. Das Leimwasser sei also weder zu
stark, noch zu schwach. Der beste und zu dem Zweck taug-
lichste Leim sei der aus Abfällen vom Leder junger Ziegen-
böckchen gekochte (colla di ritaglio), der nach dem Abkühlen
zart, wie Gelatin. werde; jeder andre Leim sei zu spröde.
Mit solchem zarten Leim überzieht Volpato die gespannte
Leinwand 2 Mal Lind schleift sie jedesmal nach dem' Trocknen
mit. Bimsstein glatt. Darauf gibt er eine einmalige Imprimi-
tur aus Oelfarbe, und zwar wählt er hiezu Erdfarben; er
nennt eine Mischung aus Terra rossa z Neapelroth, ein wenig
Umbra und terra die Boccali -:Bolus (wörtlich Topferde);
übrigens hänge die Wahl der Farbe vom Belieben des Malers ab.
Wolle man den Malgrund sehr glatt, so könne man die
Oelfarbenmischung auch zweimal auftragen. Dann rühre man
behufs der ersten Grundirung die Farben, nachdem man sie
sehr fein gepulvert, nur mit warmem Oel an. Nachdem dieser
erste, grobe Grund gut trocken sei, gebe man die zweite Lage
aus feinst verriebener Oelfarbe darüber.
Vor dem Gebrauch des Kleisters, anstatt des Leim_s, warnt
Volpato. Sei der Kleister nur ein klein wenig zu stark, so
mache er die Leinwand brüchig, auch sei er nicht sicher vor
F äulniss und vor Mäusefrass. Kleister sei nur bei ganz geringen
Arbeiten und schlechter, locker gewebter Leinwand, wo es
gelte, die grossen Gespinnst-Poren und -Lücken zu füllen, an-
wendbar.
Die Anwendung von Gyps als Unterlage der Imprimitur
anlangend, so sei das Glückssache. Viele ältere Oelbilder auf
Tafeln und Leinwand seien abgeblättert, weil der Gyps stark
Ludwig, Technik. II. 14