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Sobald die Leimüberzüge der Vergypsung trocken sind, trägt
man diesen Mischton aus Oelfarben mit dem Spachtel grob
und dick auf (impiastrare) und verreibt, verstreicht und schlägt
ihn dann fest mit der {lachen Hand, damit er, glatt und gleich-
mässig, überall hinkommt. "Wegen dieser Manipulation des Ein-
drückens und Einreibens nennen Viele den besagten Oelfarben-
grund die Imprimitura"?
Dann lässt man es austrocknen und pausst den Carton auf,
oder zeichnet auch ohne Carton vor, und zwar geschieht das
Eine, wie das Andre mit weicher weisser Kreide, oder mit
weicher 'vVeidenkohle, weil man diese Materialien vor dem Ma-
len „mit höchster Sauberkeit" wieder wegputzen kann.
Cap. 22. Auf die Mauer in Oel zu malen. Zuerst tränkt
man den Mauerbewurf mlt gekochtem Oel, gibt einen Bewurf
aus Pech und Ziegelmehl und versieht diesen mit einer Impri-
mitur aus Oelfarben, wie oben.
Cap. 23. Auf Leinwand in Oel zu malen. Leinwand
darf, wenn das Bild nicht irgendwo fest an seinem Platz bleiben
soll, ausdrücklich nicht gegypst werden, weil der Gyps,
wenn das Bild bewegt oder gerollt wird, zerbricht.
Man macht einen Teig aus Mehl und Nussöl, streut auch einige
Händevoll Bleiweiss hinein. Die Leinwand wird 3 oder 4 Mal
mit schwachem Leim (colla dolce) so bestrichen, dass der Leim
durch und durch dringt. Nach dem Trocknen des Leims
streicht man den Teig aus Mehl, Oel und Weiss mit dem flachen
Messer so dünn auf, dass nur die Poren des Gespinnstes ge-
füllt bleiben. Nach dem Trocknen gibt man hierüber wieder
eine oder zwei Lagen durchsichtigen Leims und endlich, wenn
auch diese trocken sind, die Imprimitur oder den Mischton
(mestica) aus Oelfarbe.
Cap. 24. Oelmalerei auf Steinplatten. Diese werden
nicht geleimt und nicht gegypst, sondern bekommen nur eine
Lage Imprimitur aus Oelfarbe.
I Dies Vasarfs Worte. Vergleiche am Eingang gegenwärtigen Capitelg
in den Anweisungen des van Mander den von diesem jüngeren Zeitgenossen
und schriftstellerischen Nachahmer VasarPs gebrauchten Ausdruck"Primuerseyä