Schönheit und Vollendung der Schlusserscheinung keinen Ein-
trag erlitten. So hat ja auch Rafael zur Zeit seiner Vollreife
seine grossen Oelbilder nicht mehr auf weisse, sondern mit ab-
gekürztem Verfahren auf farbige Malgründe gemalt, obwohl
allerdings nicht auf vollkommen, sondern nur zu einem Mittel-
ton verdunkelte.
Aber nicht überall bei den Italienern lässt sich die Be-
nützung der farbigen und dunklen Untergründe auf so reine
und vornehme künstlerische Beweggründe zurückführen, wie bei
den Vorgenannten. Bei gar manchen Andern gaben ersichtlicher-
maassen Arbeits- und Zeitersparniss, die ermöglichte und immer
mehr einreissende Schnellmalerei den Ausschlag für die Wahl
des abgekürzten Verfahrens. Dieser Vorwurf trifft sicherlich
mit Recht schon Einige der gefeiertsten Venetianer des 16.
Jahrhunderts und noch mehr die Nachahmer des Caravaggio,
wie z. B. Ribera, und die ausartende Schule der Caracci.
Ueberall, wo es sich so verhielt, führten die farbigen Malgründe
zui einem raschen Herabsinken des Colorites, zum Abhanden-
kommen der älteren, von Manierismus freien Naturanschauung
und zu faustmässiger, langweilig renommistischer Deckfarben-
und Primamalerei.
Als eine zierliche, durchsichtig-farbenglühende Malerei auf
weissem Reflektor hatten die Italiener des 15. Jahrhunderts die
altllandrische Oelfarbentechnik überkommen. Dieselbe Ward bei
ihnen zu einer monumentalen Malerei im grossen Stil und so
zur robusten Deckfarbentechnik auf dunklem Untergrunde um-
gewandelt. In dieser veränderten Gestalt wanderte sie zu Ende
des I6. und Anfang des I7. Jahrhunderts auch wieder in die
Niederlande zurück und machte hier nicht nur in Werken
grossen Stiles der alten, durchsichtigen Malweise den Rang
streitig Rubens bediente sich bei grösseren Werken bald
öfters, sein Schüler van Dyck fast nur noch dunkel abgetönter
Malgründe sondern herrschte auch in Kurzem in der Klein-
malerei vor. Allein diese spätere niederländische Oelfarben-
technik mit trübem Farbenauftrag auf farbigen und verdunkelten
Gründen trifft der Vorwurf der Verflachung und Verrohung
freilich nicht.