199
Aus Lionardds bis jetzt veröffentlichten Notizen lässt sich
Einiges über Zubereitung der Holztafeln ausheben.
Im Buch von der Malerei, Quellenschriftenausgabe, Nr.
854 (854), heisst es, diejenigen Bretter seien dem Werfen am
wenigsten ausgesetzt, die aus der nach Norden gekehrten Hälfte
des Stammes geschnitten würden.
Nr. 855 (855) besagt weiter, man solle das Holz von
Stämmen nehmen, die in des Waldes Mitte gestanden hätten,
denn diese seien am geradesten gewachsen und hätten auch die
geradesten Fasern, während besonders diejenigen Stämme die
krumrnfaserigsten Bretter lieferten, welche am Südrand der
Wälder wuchsen.
Nr. 856 (856) giebt die weitere Anweisung, die Bretter sollten
längere Zeit im Grund eines fliessenden Wassers gelegen haben,
oder auch einige Zeit lang in heissem Wasser gesotten worden
sein; sie wären alsdann vor Rissen sicherer.-
InNr. 853 (853) heisst es, man solle die Bretter, oder das
Brettholz, in der Längenrichtung mitten auseinander sägen und
dann diese Hälften so aneinander fügen, dass stets das Kopf-
ende der einen neben das Fussende der andern und die Vorder-
seite der einen neben die Rückseite der andern zu liegen käme.
Eine so gefügte Tafel werde sich nicht leicht werfen.
Endlich müssen wir noch einer Art, mit Wasserfarben auf
ungrundirte Leinwand zu malen, erwähnen, da man dieselbe als
Untermalung für Oelfarben-Uebermalung gedeutet hat. Dieses
Verfahren ist gleichfalls in Lionardds Malerbuch beschrieben
und zwar in der Quellenschriftenausgabe desselben in:
Nr. 514 (521): Ueberschrift. Art, auf ungrundirter Lein-
wand zu coloriren. Man spannt die Leinwand auf den Blend-
rahmen, giebt ihr einen schwachen Leimüberzug, zeichnet nach
dem Trocknen desselben auf und beginnt, mit Borstpinseln und
bloss in Wasser verriebenen, absolut kein Bindemittel enthal-
tenden Deck- sowohl als Lasurpigmenten localfarbig, wie al
fresco, zu malen. Nachdem dies trocken ist, retouchirt man es
mit Lasurfarben, die mit Gummiwasser getempert sind. Am