194
Diese zweite Bedingung besteht darin, dass solche Gründe
auf festen, unbeweglichen Unterlagen, wie also Tafeln und der-
gleichen, angebracht werden. Biegt oder wirft sich die Tafel,
so platzt ein dicker Gypsgrund natürlich weit leichter ausein-
ander, als ein Oelanstrich, der solchen Biegungen bis zu sehr
hohen Graden nachzugehen vermag. Auf Leinwand aber nun
gar, die, biegsam und beweglich, zugleich so gut wie keinen
Schutz gegen rückwärtige Feuchtigkeit gewährt, müssten dicke,
spröde und unbiegsame Gypslagen, denen bekanntlich Durch-
tränkung mit Oel ihre Sprödigkeit nicht etwa nimmt, baldigst
total zerbrechen und zerbröckeln. Daher kommt denn auch
dicker Gypsgrund auf Leinwand bei den solidesten älteren
Malerschulen und Meistern nicht vor.
Gyjßsgrzuzd für Ilwzpcra auf Leinwand bei Celmirzz".
Die Anfertigung eines solchen beschreibt dieser Schriftsteller
folgendermassen:
Cap. 162. Zuerst werde die Leinwand fest auf einen Blend-
rahmen gespannt, wobei man achtgebe, dass alle Leinwandfäden
gut gerade verlaufen und durch das Spannen nicht schief und
krumm gezerrt werden. Dann wird eine Lage Leim, der nicht
so stark, wie der zur Leimung der Tafeln gebrauchte sei, so
heiss als möglich, aufgetragen, wobei man Sorge trägt, dass
die Gespinnstfäden durch und durch, auch an der Rückseite, von
Leim getränkt werden. Nachdem die Leimlage gut trocken ist,
mischt man das nöthige Quantum feinst geschlämmten
Gypses mi.t etwas Stärkemehl oder auch mit etwas Zucker
(die modernen Italiener nehmen statt dessen etwas Honig) und
reibt diese Mischung auf dem Reibstein mit Leim zusammen.
Diesen Teig trägt man, warm, mit dem geraden Eisenspachtel
auf die Leinwand und schabt ihn so dünn, wie nur möglich, so
dass nur die Poren des Gespinnstes gefüllt bleiben und die
Fäden selber kaum bedeckt werden. Man lässt es gut trocknen
und säubert es dann mit dem scharfen Radireisen von allen
kleinen Unebenheiten, Knötchen der Fäden u. s. W.
Dies wird natürlicherweise kein gleichmässig weisser
Malgrund, sondern die weisse Farbe des Gypses ist überall von