Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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Diese zweite Bedingung besteht darin, dass solche Gründe 
auf festen, unbeweglichen Unterlagen, wie also Tafeln und der- 
gleichen, angebracht werden. Biegt oder wirft sich die Tafel, 
so platzt ein dicker Gypsgrund natürlich weit leichter ausein- 
ander, als ein Oelanstrich, der solchen Biegungen bis zu sehr 
hohen Graden nachzugehen vermag. Auf Leinwand aber nun 
gar, die, biegsam und beweglich, zugleich so gut wie keinen 
Schutz gegen rückwärtige Feuchtigkeit gewährt, müssten dicke, 
spröde und unbiegsame Gypslagen, denen bekanntlich Durch- 
tränkung mit Oel ihre Sprödigkeit nicht etwa nimmt, baldigst 
total zerbrechen und zerbröckeln. Daher kommt denn auch 
dicker Gypsgrund auf Leinwand bei den solidesten älteren 
Malerschulen und Meistern nicht vor. 
Gyjßsgrzuzd für Ilwzpcra auf Leinwand bei Celmirzz". 
Die Anfertigung eines solchen beschreibt dieser Schriftsteller 
folgendermassen: 
Cap. 162. Zuerst werde die Leinwand fest auf einen Blend- 
rahmen gespannt, wobei man achtgebe, dass alle Leinwandfäden 
gut gerade verlaufen und durch das Spannen nicht schief und 
krumm gezerrt werden. Dann wird eine Lage Leim, der nicht 
so stark, wie der zur Leimung der Tafeln gebrauchte sei, so 
heiss als möglich, aufgetragen, wobei man Sorge trägt, dass 
die Gespinnstfäden durch und durch, auch an der Rückseite, von 
Leim getränkt werden. Nachdem die Leimlage gut trocken ist, 
mischt man das nöthige Quantum feinst geschlämmten 
Gypses mi.t etwas Stärkemehl oder auch mit etwas Zucker 
(die modernen Italiener nehmen statt dessen etwas Honig) und 
reibt diese Mischung auf dem Reibstein mit Leim zusammen. 
Diesen Teig trägt man, warm, mit dem geraden Eisenspachtel 
auf die Leinwand und schabt ihn so dünn, wie nur möglich, so 
dass nur die Poren des Gespinnstes gefüllt bleiben und die 
Fäden selber kaum bedeckt werden. Man lässt es gut trocknen 
und säubert es dann mit dem scharfen Radireisen von allen 
kleinen Unebenheiten, Knötchen der Fäden u. s. W. 
Dies wird natürlicherweise kein gleichmässig weisser 
Malgrund, sondern die weisse Farbe des Gypses ist überall von
	        
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