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glatt schaben und verändert sein Volumen und seine Fläche nie-
mals mehr. Die Oelfarbe aber legt sich stets nur als eine
schmiegsarne Haut an die Wände der Vertiefung an, und auch
wenn man sie so reichlich mit dem Spachtel aufstriche, dass
sie die Höhlung mehr, als ausfüllte, würde man, sobald sie ein-
getrocknet ist, die Ebene dennoch nicht vollkommen hergestellt,
sondern immer Wieder eine Spur der Vertiefung finden. Daher
füllen ja auch die Restaurateure beschädigter Bilder alle in diesen
entstandenen Lücken und Vertiefungen nicht mit Farbe, sondern
zunächst ebnend mit Gyps-Leirn aus. Und ebenso empfiehlt
es sich also, die Ritze und Furchen einer Holztafel vorbereitend
mit einer Lage dieser Masse zu füllen und zu ebnen, ehe man
den eigentlichen Malgrund aus Oelfarbe darauf gibt.
Danach, erst auf dieser Ebene, lässt sich der Oelgrund mit Be-
quemlichkeit vollkommen glatt verstreichen und braucht nicht
so dick aufgetragen zu werden, wie im andern Falle erforderlich
wäre. Dieser dünnere Auftrag ist denn wiederum an und für
sich etwas sehr Wünschenswerthes, besonders bei Oelgründen, die
aus Bleiweiss gestrichen werden, da, wie jedem nur einigerrnassen
erfahrenen Oelfarbentechniker geläufig, allzu dicke Schichtung
dieses Pigmentes leicht rissig wird. -Wie stark aber dann,
um den ersten, ebenen Untergrund zu bilden, die vorbereitende
Gypsschicht werden muss, das wird zumeist von der Beschaffen-
heit der Holztafel selbst abhängen. Ein grobes, starkfaseriges
und relativ tiefe Furchen und Ritze zeigendes Holz bedarf
natürlich einer dickeren Gypsschicht, um zur glatten Fläche zu
werden, als ein dichtes und feinfaseriges, u. s. w.
Jedenfalls besitzen wir unumstössliche Schriftbeweise dafür,
dass man schon im I5. Jahrhundert nicht nur nach einer Zu-
bereitung der Malgründe suchte, welche das Eindringen der
Feuchtigkeit von der Rückseite der Bilder her verhindern sollte,
sondern sich auch weisser Malgründe bediente, die ohne
alle Gypsgrundirung rein aus Oelfarbe gestrichen
waren. Ehe wir jedoch hiezu übergehen, wollen wir noch von
der zweiten Bedingung reden, deren Erfüllung bei Anwendung
der dicken Gypsgründe ebenso erforderlich ist, wie die Sicherung
vor rückwärtiger Feuchtigkeit.
Ludwig, Technik. U. 13