Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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dem Einfluss der in die dahinter befindliche Mauer eingedrungenen 
Feuchtigkeit, die nach vorn zu nicht verdunsten konnte, blasen- 
förmig, als besondere, brüchig gewordene Kruste von der Mauer 
losgemacht; während oft auf die nehmlichen Wände gemalte 
F resko- oder Temperabilder, die das Wasser ungehindert durch 
ihre Schicht hindurchgehen und so nach vorn verdunsten. lassen, 
allezeit wieder trocken werden und durchaus unbeschädigt auf 
der Wand sitzen bleiben. 
Somit ist nicht wohl anzunehmen, dass die Vorsichtigeren 
und Intelligenteren unter den alten Oelmalern sich der dicken 
Gyps-Leimgründe sehr lange bedient hätten. Man begegnet 
auch wirklich gerade unter den allerschönsten und ältesten 
Werken der Oelmalerei zahlreichen Beispielen, wo die Grundi- 
rung sammt dem F arbenauftrag so dünn und zart ist, dass man 
allerwärts die Holzfasern der Tafel hindurchfühlt, was sich dann 
besonders deutlich auf Photographien nach den Bildern zeigt. 
Ja, bei einer grossen Mehrzahl dieser Bilder möchte es sehr 
gewagt sein, die unzweifelhaft Weissen oder hellgelblichen Grun- 
dirungen, auf die sie gemalt sind, überhaupt noch für Gypsgründe 
zu erklären. Kleine Stückchen des Grundes, die  zuweilen 
etwas übergreifend  an den Rändern der Tafeln blossliegen, 
zeigen vielmehr sehr oft ganz die Textur ausgetrockneter Oel- 
farbe, und es ist ja doch auch fürjeden, der mit Oelfarbe um- 
geht, nichts Unnatürliches, Holz direkt mit solcher anzustreichen. 
Wird man denn, WO man längst vor van Eyck's Zeit Holz- oder 
Eisen mit Oelstrichen versah, stets vorher Gyps aufgetragen 
haben? Bei diesen Bildtafeln war dies allerdings wohl vortheilhaft, 
denn hier handelte es sich vor Allem um die Herstellung einer 
möglichst glatten, von allen störenden kleinen Unebenheiten 
freien Mali-lache, jeder Maler aber, der nur einmal in den Fall 
kam, an einer delikaten. Stelle eines Bildes eine entstandene 
kleine Verletzung, eine vom Schabmesser hinterlassene Furche 
oder Vertiefung oder dergleichen mit der umgebenden Fläche 
in's Gleiche bringen zu müssen, weiss, dass er dies weit rascher 
und solider mit etwas Gyps-Leim bewerkstelligte, als mit auf- 
gestrichener Oelfarbe. Denn der Gyps-Leim füllt die Vertiefung 
sofort völlig und fest aus, ist baldigst trocken, lässt sich dann
	        
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