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Cap. X21 besagt dann, wie die Feingrundirung mit dem
Schabeisen geglättet wird. Man bestreut zuvor die weisse Fläche
mit feinstem Kohlenpulver, damit dieses, wo es nachher weg-
geschabt wird, die schon bearbeiteten Stellen zeige und man
so keine Stelle versäume, bis das Ganze „rein und glatt, wie
Elfenbein" ist.
Diese Gypsgründe waren also jedenfalls schon an sich sehr
fest. Wären unter den Tafeln, die Cennini in Capitel 89 und
94 als tauglich für Oelnualerei bezeichnet, wirklich derartig prä-
parirte zu verstehen, so würde alsdann-dieses Autors übrigen
Angaben zufolge die Aufzeichnung des Contours, mit Angabe
einiger Schatten, zuerst mit weicher Kohle leicht angefertigt,
darauf mit spitzem Pinsel und schwacher Tusche auf's Zarteste
und Sauberste befestigt und das Ganze danach so rein geputzt
worden sein, dass die Zeichnung „zum Verlieben" ausgesehen
hätte. Dann wäre die Lage hellen Leims, oder Eies mit Feigen-
milch darüber gekommen, und nachdem diese ein oder zwei
Tage lang zum Trocknen gestanden hätte, würde das Malen mit
Oelfarbe begonnen haben, und zwar, wie aus Cap. 93 hervor-
geht, mit massig derbem Auftrag und sehr hellen, stark mit
Weiss gemischten Localfarben in den Gewändern, in den Ge-
sichtern und F leischpartieen aber mit" graugrüner Unterlegung.
Ich selber sah mir befreundete römische Maler auf gyps-
grundirten Tafeln, die mit ähnlicher Sorgfalt bereitet und dann
mit hellem Leim bestrichen waren, in ähnlicher Weise vorgehen
und verfahren. Auf die allersauberste Aufzeichnung in Umrissen
trugen diese die sehr hellen, localfarbigen aber noch schattenlosen,
stark mit Weiss gemischten Untermalungstöne mit Farben auf,
die sehr streng und mager mit Oel verrieben waren. Mit einem
sauberen Leinenballen, oder mit der flachen Hand verrieben sie
dann die aufgetragenen Farben auf dem ebenen Grund so, dass
keine erhöhten Pinselstriche stehen blieben und Alles sehr dünn
und gleichmässig im Auftrag War. Diese Untermalung, die sich
sehr bequem im Nassen machen liess, ward nach dem Auftrock-
nen, obwohl nicht sehr glänzend, doch auch nicht matt und gab
schon nach Verlauf von circa acht Tagen einen Untergrund her,