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Ist der feine Gyps dergestalt mit Leim angemacht, so setzt
man ihn sammt dem Schüsselchen, in dem er sich befindet,
in eine grössere Schüssel mit warmem Wasser (Marienbad),
damit die Mischung warm und verstreichbar bleibt; aber sie darf
nicht in's Kochen kommen, sonst ist sie verdorben. Dann trägt
man mit weichem, massig gefülltem Borstpinsel eine Lage davon
auf die Tafel über die getrocknete erste Grundirung aus grobem
Gyps hin und drückt, schlägt und streicht diese neue, feine
Lage leise mit der flachen Hand, damit sie sich recht gut mit
dem unteren, groben Gypsgrund verbindeä Alsbald gibt man
bloss mit dem Pinsel wieder eine neue Lage; wenn dieselbe
ein wenig angezogen hat, aber noch nicht trocken ist, nochmals
eine solche, und so nach einander mindestens acht Lagen. Man
verfährt dabei so, dass der Pinselstrich bei jeder neuen Lage
mit dem Aufstrich der vorhergehenden über Kreuz ( 4-) zu liegen
kommt. Wieder heisst es, man könne gar nicht genug Gyps
auftragen, des nachfolgenden Glattschabens halber.
Cap. 1x8 und 119-. Kleine Tafeln braucht man bloss mit
dem feinen Gyps zu präpariren, nachdem man sie zwei bis
drei Mal stark geleimt hat. Man hat aber alsdann den feinen
Gyps nicht mit wenig, sondern mit viel starkem Leim anzu-
reiben, wie sonst den groben, damit er gut gebunden sei.
In Cap. 117 heisst es, man solle vorsichtiger NVeise die
ganze Quantität des Leims, die man zum Gypsen einer Tafel
nöthig habe, auf ein Mal kochen, denn dieser Leim müsse,
damit er nachher nicht reisse, für alle Lagen von gleicher
Stärke sein.
In Capitel 120 heisst es ferner, jede der beiden Grundirungen,
die erste grobe, wie die zweite feine, müsse in einem Zuge,
je am gleichen Tage fertig werden.
Endlich lässt man auch die zweite Grundirung aus feinem
Gyps mindestens zwei Tage lang bei trockenem Wetter, im
Schatten, trocknen.
I Daher "Imprimitur z Festgedriicktes". Bei den Späteren, die der
Tafel nur noch einen dünnen Gypsanstrich mit dem Pinsel geben,
wird nicht diese Gypslage, sondern die darüber gelegte Oelfarbengr un-
dirung in obiger XVeise zur "Ilnprimitur". Siehe Seite 206, 207, Vasari.