Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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mit der Hand oder mit einem Tuch von der Leinwand hin- 
wegputzen konnte. 
Ausserdem werden Gyps oder Kreide selber durch das 
eingesogene Oel geschädigt. Sie werden zuerst, wenn das 
Oel fest ausgetrocknet ist, sehr hart und spröde, zerklüften sich 
darauf in immer kleiner werdende Partikel, in deren Zwischen- 
räume die Luftfeuchtigkeit eindringt, und gerathen zuletzt in 
den Zustand der sogenannten F auligkeit, d. h. sie werden mürbe. 
So geschieht es bekanntlich den Gypsfiguren oder Stuckarbeiten, 
die öfters mit Oelfarbe angestrichen werden.  Was also selber 
durch das Oel ans seiner Festigkeit Schaden leidet, wie könnte 
das den daraufgestrichenen Oelfarben zu besserem Haften ver- 
helfen, indem es ihr Oel aufsaugt? 
Allen hier berührten modernen Hypothesen schnurstracks 
zuwider, erzählt Cenno Cenninir, ein Zeitgenosse des van Eyck, 
in seinem "Buch über die Maler-Kunst" von der ,.bei den Deutschen 
sehr üblichen Oelmalerei auf Mauern, Stein, Holztafeln u. s.  
deren Bindemittel am Feuer oder an der Sonne auf die Hälfte 
seines Volumens eingekochtes Leinöl sei und mit deren Farben 
man übrigens ganz ähnlich auf alle die genannten Untergründe 
male, wie er es bei der F reskomalerei beschrieben; nur, dass 
der Untergrund jedesmal vorher entweder mit Leim- 
wasser, oder mit einer Tempera überstrichen werden 
müsse, die aus einem ganzenEi (Eiweiss und Eigelb 
zusammen) und Feigenmilchz, in Wasser durchein- 
andergerührt, bestünde. Diese Vorbereitung des Grundes 
ist ausdrücklich zweimal wiederholt und eingeschärft. Und will 
man nun annehmen, dass unter den  gleichfalls zweimal bei 
dieser Gelegenheit erwähnten  Holztafeln ebensolche verstanden 
I Cenno Cennini, I1 libro del Arte. Herausgegeben bei le Monnier, 
Florenz, 1859, von Gaetano und Carlo Messina.  Deutsche Ueberset- 
zung von Ilg. Eitelbergers Quellenschriften.  Siehe daselbst Cap. 89_94 
incl.  Nach der Vorrede der Herausgeber ist der Text bereits um 1400 
niedergeschrieben, nach Andern erst um 1430.  Johann v. Eyck lebte von 
1390-1440. 
2 Der milchweisse klebrige Saft unreifer Feigen hat die Eigenschaft, 
Eigelb und Eiweiss, denen er zugeniischt wird, liquid und verstreichbax" 
zu machen. 
	        
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