Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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von ihren vor Alter schadhaft gewordenen Holztafeln abnehme, 
zeige sich nach Entfernung des Holzes der Gyps- und Kreide- 
grund, wenn er vorhanden sei, niemals gelb oder braun, sondern 
durch seine ganze Schicht bis an die bedeckende Farbenhaut 
hinan weiss, oder doch nur soweit gelblich gefärbt, als dies bei 
Mischung mit Leim der Fall sein müsse. Nur an den Stellen, 
WO die Farbenhaut Sprünge bekommen oder andere Verletzungen 
erlitten habe, sähe man zuweilen vom Uebrigen stark abstechende 
gelbe und braune Flecken in dem Kreidegrund. Diese rührten 
also augenscheinlich von Oel oder Firnissen her, die bei spä- 
terem Retouchiren und Firnissen der Bilder durch die Ritze und 
Spalten der F arbendecke bis zum Kreide- oder Gypsgrund vor- 
gedrungen wären und diesen hier, wo er über längere Zeit hin 
der Luftfeuchtigkeit zugänglich gewesen sei, des schützenden 
Leimes genügsam beraubt gefunden hätten, um in den Gyps 
oder in die Kreide eindringen zu können. Jedenfalls sei das, 
was den Grund hier bis zu einiger Tiefe gelb färbe, nachweisbar 
und zweifellos eingedrungenes fettes Oel oder Harzöl. Also 
müsste der Gyps- oder Kreidegrund, über die ganze Bildfläche 
hin diese Färbung haben, wenn er zu Anfang, als darauf ge- 
malt wurde, dazu bestimmt gewesen wäre, Oel oder Firniss aus 
den frischen Farben aufzusaugen, und nicht vielmehr durch einen 
schützenden Leimüberzug vor dem Eindringen der Fette ge- 
Hissentlich bewahrt worden wäre, wie jene sonst allerwärts 
unveränderte ursprüngliche helle Farbe zeige. 
Einer der sonderbarsten und gedankenlosesten modernen 
Malerirrthümer ist die Behauptung, dass die Oelfarben auf ein- 
saugendem Gyps- oder Kreidegrund besser hafteten, als auf 
Oelfarbegründen. Aber was macht sie denn haften, das Farben- 
pulver, oder das Oel? Offenbar doch das letztere; und wenn 
man es aus den zu Oelfarben gemachten Farbenpulvern 
durch den Untergrund hinwegsaugen lässt, so vermindert man 
das Vermögen des Haftens, das ihnen das Oel verliehen 
hatte. Schreiber dieses hat nicht selten bei Enthusiasten und 
Fanatikern der Gyps- und Kreidegründe Untermalungen ge- 
sehen, aus denen das Oel so sehr hinweggesogen war, dass 
man die Farben als trocknen Staub mit einem Federwisch,
	        
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