weissen Grund auch mit in NVasser feingeriebenem Schwarz auf
das Allersauberste und Ausgeführteste gefertigt und hierüber
eine dünne Imprimitur (Primuersel) aus Fleischfarbe gegeben,
welche die Aufzeichnung durchscheinen liess, "wonach denn, wenn
dies trocken gewesen sei, auf solcher „schier halbfertiger Schil-
derei" das Colorieren mit sehr dünnen, schön eben gelegten,
glühenden und reinen Farben aufs Fleissigste und Genaueste
begonnen habe. Da nun bei dieser Art des Verfahrens die
clairobscure erste Aufzeichnung mit Wasserfarbe gemacht und
nachher mit einer dünnen einfarbigen Schicht aus Oelfarbe Hxirt
wird, so kann der Autor hier sehr wohl und mit Wahr-
scheinlichkeit unter dem ersten weissen Grund einen Gyps--
oder Kreidegrund verstanden haben. Aber unabweislich nöthig
ist dies auch hier nicht einmal. Wir werden in einer Notiz
Lionardds eine ganz ähnliche Procedur der Aufzeichnung und
F ixirung derselben auf einem weissen Grund vorgenommen
werden sehen, der ausdrücklich als Oelfarbengrund bezeichnet ist.
Wo man aber auch ohne Weiteres annehmen darf, dass bei
van Mander unter dem weissen Aufstrich auf die Holztafeln
ein Gyps- oder Kreidegrund zu verstehen sei, berechtigt doch
Nichts zu der Auslegung, als hätte dieser Autor sagen wollen,
ein solcher Untergrund sei des Oelaufsaugens aus den darauf
zu malenden Farben halber angefertigt worden, und die älteren
Meister hätten solche Gründe in dickerer Schicht angefertigt,
damit dieselben um so besser zu diesem Dienst geschickt seien.
Dem ganzen Zusammenhang nach will der Autor nur sagen,
diese Gründe seien desshalb so dick gelegt worden, weil sie
dann um so besser so glatt geschabt werden konnten, wie die
Altvordern es liebten. Sie liebten es aber, weil die Glätte des
Grundes eine unerlässliche Vorbedingung war für die ausser-
ordentliche Genauigkeit und Sauberkeit ihrer Malarbeit und für
ihren glatten, dünnen, glühenden F arbenauftrag welche Vor-
züge seinen jüngeren Zeitgenossen (zur Abwehr der bei diesen
einreissenden äusserliclien Nachahmung der neuen Manier des
Tizian und der F aust- und Schnellmalerei) auf das Wärmste zur
Nacheiferung anzuempfehlen, van Mander an dieser sowohl, als
an vielen andren Stellen seines Buches nicht müde wird.