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das vorzüglichere. Es war noch zu Anfang dieses Jahrhunderts
sehr in Gebrauch. Seit es durch das Kremserweiss vielerwärts
verdrängt ward, verschlechterte sich seine Fabrikation und es
kommt jetzt oft in Fälschung mit Schwerspath der in Pulver
sehr weiss ist, aber mit Oel verrieberl keine Deckkraft hat
in den Handel. Aeltere Maler meiner Bekanntschaft, die sich
noch der guten Qualität bedient hatten, erzählten, das Venetianer-
weiss habe seine Trefflichkeit und Haltbarkeit seiner langsamen
Bereitungsweise und danach sehr langen Lagerung verdankt.
Vor dem 10W" Jahre sei kein Fass angebrochen worden.
Bestandtheile. Das Bleiweiss soll reines kohlensaures
Bleioxyd sein. Enthält es essigsaures Bleioxyd, so wird es
rissig und in Mischungen den andern Farben gefährlich; enthält
es viel Bleioxydhydrat, so wird es rascher gelb. Um die
Verfälschung mit Schwerspath zu erkennen, wendet man Sal-
petersäure oder auch Aetznatronlauge an, worin das Bleiweiss
sich vollständig lösst, während der Schwerspath zurückbleibt.
(Nach T01.)
Verhalten gegen Luft und Licht. Bleiweiss bräunt sich
unter dem Einfluss schwefelwasserstoffhaltiger Luft, diese Bräu-
nung verliert sich aber wieder, wenn es reiner Luft ausgesetzt wird.
An sich ist die Farbe lichtbeständig, nur dass an ihrem Weiss
das Nachgelben der Bindemittel stärker bemerkbar Wird, als an
den meisten anderen Farben.
Bindemittel. _Bleiweisspulver bedarf unter allen anderen
Oelfarben des geringsten Procentsatzes (kaum von Binde-
mittelä Aus diesem Grund, und weil es überdiess sowohl durch
die chemische, als mechanische Beschaffenheit seines Gefüges
den Erhärtungsprocess beschleunigt, gehört es zu den best-
trocknenden Farben und bedarf daher keines Zusatzes von
Trockenfirniss. Setzt man ihm solchen zu, so überspannt man
seine Trockenkraft und bringt es zum Rissigwerden. Ebenso
bringt man es zum Rissigwerden und befördert das Gelbwerden,
wenn man ihm mehr Oel zusetzt, als zu seiner Bindung noth-
thut, und es dann auch noch fett und hoch aufträgt.
Gramm
Gramm Bleiweiss.
IOO
auf
Oel