Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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Die unter der Rubrik "Bindemittel" bei verschiedenen Pigmenten an- 
gegebenen Procentsätze zeigen das ungefähre Gewicht-Verhältniss zwischen 
dem Quantum des Farbenpulvers und dem zu dessen Bindung erforderlichen 
Bindemittelquantum an, und zwar ist unter dem letzteren jedesmal reines 
Lein- oder Mohnöl zu verstehen. Da die ätherischen Oele leichter und die 
Harze schwerer, als diese fetten Oele, wiegen, so wechselt das Gewicht der 
zusammengesetzten Bindemittel natürlich mit jeder Proportionenver- 
änderung der verschiedenen Ingrediente und es lassen sich daher hiefür 
keine bestimmten mittleren Verhältnisszahlen zwischen den Gewichten des 
Pigmentquantums und des Bindemittelquantulns aufstellen.  Uebrigens 
machen auch die hier für das reine ölige Bindemittel angegebenen Sätze 
nicht etwa den Anspruch genauer nwissenschaftlicher" Erhebungen, da solche 
überhaupt gar nicht am Platz und vonnöthen sind. Sie sind nur ungefähre 
Angaben, vornehmlich dazu bestimmt, den Ausdrücken "wenig Bindemittel", 
"massig viel", „sehr viel Bindemittel" u. s. w., welche sonst gar zu vage 
erscheinen würden, zur verdeutlichenden Illustration zu dienen. In der 
Praxis des Farbenreibens findet sich, auch ohne dass man es nach solchen 
Verhältnisszahlen ermittelt, das rechte Mengeverhältniss zwischen Pigment- 
pulver und Bindemittel von selbst.  Bemerkt sei nur noch, dass allzu 
magere Verreibung die Farbenpasten zum Rissigwerden geneigt macht. 
A. Weisse Farben. 
I 
I. Bleimeiss. Die geschätztestcn Sorten sind heute das 
Ääwzzrer oder Cremrzitzer Weiss und das französische sogenannte 
Silbemweir: (Blaue rfargent). Sie unterscheiden sich in der Be- 
reitung dadurch, dass bei ersterem dünne Bleiplatten auf circa. 
Ilfz Monate hin der Action warmer, mit Kohlensäure ge- 
schwängerter Essigdämpfe ausgesetzt werden, während man statt 
dessen bei der Bereitung des blanc d'argent auf kaltem Wege 
einen Strom von Kohlensäure durch eine concentrirte Lösung 
von Bleioxyd in destillirtem Essig leitet und die Essigsäure 
dann aus dem gefällten Bleiweiss sorgfältig auswäscht (Merimee). 
Ehedem war das holländische Schulpweiss und das in Venedig 
bereitete Venetianerweiss oder "Kügelchen-Weiss" sehr berühmt. 
Beide werden ähnlich, wie das Kremserweiss, bereitet, nur mit 
dem Unterschied, dass bei ihrer Bereitung zur Wärmeerzeugung 
Mist angewandt wird, in welchen man die das Blei und den 
Essig enthaltenden Töpfe eingräbt, während man bei Bereitung 
des Kremser Weisses die NVärme durch F euerung (Luftheizung) 
erzielt.  Das Venetianerweiss (auch Cerusa genannt) galt für
	        
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