als dies bei Sachen, die sich ein Jeder vollständig nur durch
eigne praktische Uebung aneignen kann, überhaupt möglich
ist. Es konnten einerseits viele lebendig an den ähnlichen,
stabilen Kunstaufgaben Zusammenarbeitende ihre Erfahrungen,
Kenntnisse und Geschicklichkeiten unter einander austauschen
und so mit vereinten Kräften, quasi an demselben Strick ziehend,
die Sache weiter fördern, oder aber etwas von Allen für probat
Erkanntes als gültiges stabiles Gemeingut den Nachfolgenden
hinterlassen. S0 leuchtet es aus der Einmüthigkeit und auch
gleichmässigen Geschicklichkeit und Vollendung hervor, womit
man bei den älteren Schulen über längere Zeiträume hin und
in weiter örtlicher Verbreitung manche technische Verfahrungs-
arten geübt und beibehalten sieht. Andrerseits konnte das
von dem einzelnen Genie neu Hinzugefundene sich mit verhält-
nissmässiger Raschheit unter die Menge verbreiten, und zwar
in tüchtiger Ausübung. Das Solide und sich Bewährende, das
s_o zu Stande kam, war das natürliche Resultat eines einmüthigen,
vernünftig wetteifernden, wenn nicht geradezu planmässigen, so
doch ordnungsgemäss dem gleichen vorschwebenden Ziel zu-
strebenden Zusammenarbeitens Vieler. Wir Neueren lesen in
alten Schriften nicht ohne Lächeln die uns pedantisch und
sonderbar erscheinenden Disputationen der Maler mit den Bild-
hauern über den Vorrang der Dauerhaftigkeit ihrer NVerke.
Aber die hier zu Grunde liegende Gesinnung hat nichts Scherz-
haftes und bethätigte sich sehr ernstlich, ehrenhaft und verständig
in positiver Arbeit.
Was aber soll in unseren Tagen, denen jene lebendige
Tradition, längst abgebrochen, in weiter Ferne liegt, der Eine
dem Anderen mittheilen? Oder welches von Allen Gekannte
und bewährt Befundene von ihm erlernen? Hier herrscht statt
Ordnung, Einmüthigkeit und verständigen Voranschreitens auf
dem Boden sicheren, feststehenden Erwerbs, Leere und Con-
fusion. Ein jeder fängt die Kunst des Malens auf seine Art
von vorn an und es muss dieses auch Der versuchen, dem
wirklich eine höhere Idee von vollendeter Maltechnik aufgeht.
So lange, als es bei dieser Trennung, bei diesem Auseinander-
fahren der Kräfte bleibt, werden wir uns nutzlos auf demselben