Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

als dies bei Sachen, die sich ein Jeder vollständig nur durch 
eigne praktische Uebung aneignen kann, überhaupt möglich 
ist. Es konnten einerseits viele lebendig an den ähnlichen, 
stabilen Kunstaufgaben Zusammenarbeitende ihre Erfahrungen, 
Kenntnisse und Geschicklichkeiten unter einander austauschen 
und so mit vereinten Kräften, quasi an demselben Strick ziehend, 
die Sache weiter fördern, oder aber etwas von Allen für probat 
Erkanntes als gültiges stabiles Gemeingut den Nachfolgenden 
hinterlassen. S0 leuchtet es aus der Einmüthigkeit und auch 
gleichmässigen Geschicklichkeit und Vollendung hervor, womit 
man bei den älteren Schulen über längere Zeiträume hin und 
in weiter örtlicher Verbreitung manche technische Verfahrungs- 
arten geübt und beibehalten sieht.  Andrerseits konnte das 
von dem einzelnen Genie neu Hinzugefundene sich mit verhält- 
nissmässiger Raschheit unter die Menge verbreiten, und zwar 
in tüchtiger Ausübung. Das Solide und sich Bewährende, das 
s_o zu Stande kam, war das natürliche Resultat eines einmüthigen, 
vernünftig wetteifernden, wenn nicht geradezu planmässigen, so 
doch ordnungsgemäss dem gleichen vorschwebenden Ziel zu- 
strebenden Zusammenarbeitens Vieler. Wir Neueren lesen in 
alten Schriften nicht ohne Lächeln die uns pedantisch und 
sonderbar erscheinenden Disputationen der Maler mit den Bild- 
hauern über den Vorrang der Dauerhaftigkeit ihrer NVerke. 
Aber die hier zu Grunde liegende Gesinnung hat nichts Scherz- 
haftes und bethätigte sich sehr ernstlich, ehrenhaft und verständig 
in positiver Arbeit. 
Was aber soll in unseren Tagen, denen jene lebendige 
Tradition, längst abgebrochen, in weiter Ferne liegt, der Eine 
dem Anderen mittheilen? Oder welches von Allen Gekannte 
und bewährt Befundene von ihm erlernen? Hier herrscht statt 
Ordnung, Einmüthigkeit und verständigen Voranschreitens auf 
dem Boden sicheren, feststehenden Erwerbs, Leere und Con- 
fusion. Ein jeder fängt die Kunst des Malens auf seine Art 
von vorn an und es muss dieses auch Der versuchen, dem 
wirklich eine höhere Idee von vollendeter Maltechnik aufgeht. 
So lange, als es bei dieser Trennung, bei diesem Auseinander- 
fahren der Kräfte bleibt, werden wir uns nutzlos auf demselben
	        
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