XII
Fälscherei entfernen, die erst durch ihre eigene Wissenschaft
hineinkamen. Aber auch dann sind es die Maler, die das eigent-
liche Wahre noch hinzuthun müssen. Nach dem Beispiel der
Altvorclern haben sie sich selber an der Zubereitung des Materials
"zum Malen zu betheiligen und sich nicht auf die F arbenfabriken
allein zu verlassen. Denn diese vermögen auch beim besten
Willen nur ein unexactes Bausch- und BogemMaterial zu liefern,
weil sie es Allen recht machen sollen und somit die feineren
Wünsche
Einzelner
nicht
zufrieden
stellen
können.
Und
wenden
wir Maler uns dann alle mit festem und klarem
Entschluss von der Verwahrlosung, Planlosigkeit und Roheit ab,
die sich heute in der malerischen Behandlung des Oelfarben-
materials vielerwärts breit macht, pflegen wir mit Eifer der
Noblesse und Sorgfalt, die man bei van Eyck und dessen Nach-
folgern in germanischen und wälschen Landen der Maltechnilc
gewidmet sieht, suchen wir uns die feine und scharfsinnige
Malerkunst zu definiren und in unsre Hände zu bekommen, die
SO
Köstliches
mit
so einfachen und bescheidenen Mitteln hervor-
zubringen verstand, dann werden auch wir auf dem Weg sein,
unsrer heutigen Kunst nicht minder dauerhafte Ehrendenkmäler
zu setzen, als Jene der Nachwelt von der Ihrigen hinterliessen.
Zugleich werden wir dann auch denen, die uns das Mal-
material bereiten sollen, diese Aufgabe sehr vereinfacht haben
und sie mit Leichtigkeit auf den rechten Weg führen.
Dies sind die Gesichtspunkte, von denen aus der Zweite
Theil der Schrift sich an der Aufbesserung der Solidität
heutiger Oelmalereien betheiligt. Es werden die Maler selber
aus der demüthigend secundären Stellung, welche die Führer
der Bewegung ihnen anzuweisen gedachten, in die erste,
den Ton angehende Linie hervorgerufen. Die Missstände, die
in der Behandlung des Oelfarbenmaterials herrschen, werden
besprochen, die schädlichen und die guten Materialsorten
aufgezählt, auch die Schattenseiten der letzteren gezeigt, sowie
die Wege angegeben, auf denen dieselben vermieden werden