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mal kennt, wird man also bei der ersten Zuertheilung des
Bindemittels nicht leicht in Irrthum verfallen. Farben, wie den
erstgenannten, wird man zu Anfang nur ganz wenig davon zu-
mischen und dann zusehen, wie sich die Paste unter dem Läufer
gestaltet. Findet sich nach einiger Zeit, dass sie wirklich zu
mager bedacht ist, so träufelt man aus dem Bindemittelfläschchen
vorsichtig einige Tropfen hinzu.
In Folge dieses sparsamen Verfahrens mit dem Bindemittel
geht bei manchen Pigmenten die Arbeit Anfangs ein wenig
hinderlich von Statten, so z. B. bereits beim Ultramarinblau,
obgleich dasselbe doch als sehr feines Pulver auf den Reibstein
kommt und also zu den relativ leicht verreiblichen Farben ge-
hört. Aber man lasse sich durch den anfänglichen Widerstand
nicht zu starkem Bindemittelzusatz verleiten.
Auch sehr harte Pigmente, wie z. B. das hart geglühte
violette Vitrioleisen (Caput mortuum), verführen leicht zu einem
stärkeren Zusatz von Bindemittel, als sie zuletzt bei sich be-
ihalten können. Wenn eine solche harte Farbe unter dem Läufer
knirscht, Widerstand leistet und gar nicht fein werden will, so
giesst man gern um der Erleichterung der Mühe willen Binde-
mittelflüssigkeit hinzu, bis es sich plötzlich als zuviel erweist.
Wird dann eine solche Farbe in Tuben gefüllt und einige Zeit
lang aufbewahrt, so sondert sich der UeberHuss von Oel, den
das F arbenpulver nicht in sich aufnehmen konnte, aus. So er-
klärt sich zumeist die Oelaussonderung, der man bei den fabrik-
massig bereiteten Farben und zwar gerade bei Caput mortuum
und Ultramarinblau so oft begegnet. Bei anderen, leichter
zu verreibenden Farben, wie z. B. bei rothem Zinnober, gelbem
Ultramarin u. dergl. erklärt sich dieselbe Erscheinung des Oel-
auslassens auch daraus, dass der Farbenreiber es mit deren Ver-
reibung zu leicht genommen hat und das Farbenpulver, das
er schon so fein vorfand, bloss oberflächlich mit dem Oel ver-
mischte, statt es sorgfältig in kleinen Partieen mit demselben
zu verwalken. Nimmt man aber ein solches leicht verreibliches
Pigment nur ebenso gründlich und solid mit rnagerem Binde-
rnittelzusatz durch, wie alle anderen, so wird man jenen F ehler
des Oelabsonderns nicht eintreten sehen.