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S 29. Das Farbenreiben. Am besten malt es sich immer
mit frisch geriebenen Farben. Man sollte sich daher niemals
alle Farben auf grossen Vorrath bereiten, besonders nicht die
nur selten zu Gebrauch gelangenden. Höchstens solche, die
tagtäglich in grösseren Quantitäten auf die Palette kommen und
deren Verreibung zudem einige Mühe macht, wie z. B. Blei-
weiss, bereite man sich auf einigen Vorrath. Die anderen,
leichter zu präparirenden kann man sich ohne erheblichen Zeit-
verlust fast jedes Mal, dass man sie braucht, im nöthigen
Quantum frisch Verreiben.
Werkzeug. Man habe einen massiven, feststehenden Tisch.
Grösse der Tischplatte: I Meter im Quadrat. Die Tischplatte
sei ringsum mit einer erhöhten Randleiste eingefasst. Höhe des
Tischs: Sie sei gleich der ganzen Beinhöhe des Arbeiters, damit
dieser beim F arbenreiben sich über die Platte hin gehörig aus-
legen und das Gewicht seines Oberkörpers der Armkraft hinzu-
fügen könne.
Auf dem Tisch liege die Reibeplatte ordentlich fest. Die
besten Reibeplatten gibt der rothe Porphyr, seiner grossen
Härte wegen. Die Reibeplatte muss gut eben sein, ohne Er-
höhungen und ohne kleine Löcher. Sie darf aber nicht poliert
sein, weil sie sonst zu glatt ist. Andere Steinplatten, wie
Marmor, Schiefer, taugen nicht zu Reibeplatten, weil sie zu weich
sind. In Ermangelung des Porphyrs habe man ein dickes
Spiegelglas, dem seine Glätte und Durchsichtigkeit durch
Schmiergelung benommen ist. Eine solche Glasplatte ist dann
einzurahmen und unter ihr sind einige Lagen glatten Papiers
anzubringen, die ihr ein etwas elastisches Unterlager bereiten,
damit sie beim Farbenreiben nicht so leicht
zerbrechen kann. G
Der Reibstein oder der Läufer (siehe
Figur) besteht gleichfalls aus einer kleinen, etwa I) WMH
12 Ctm. langen und 9 Ctm. breiten, gut ge- i'll
ebneten viereckigen Porphyrplatte auf der Figdt.
ein bequemer Griff (G) aus anderem Stein an-
gebracht ist, den man mit beiden aufeinander gelegten Händen
fest fassen kann. In Ermangelung des Porphyrs sei der Läufer
Ludwig, Technik [l. 9