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nicht mit Ueberfluss von Bindemittel verrieben werden sollen,
und dass der Farbstoff unter allen Umständen die Hauptsache
im Gemenge bleibe, nicht durch Vorherrschen des durchsichtigen,
farblosen Bindemittels entnervt werde. Viel eher verreibe man
eine Farbe zu mager, als zu Schlüpfrig. Denn im ersteren Falle
hilft man leicht mit etwas Bindemittelflüssigkeit nach, mit der
man die Farbe unter dem Malen auf der Palette verdünnt. Ist
eine Farbe aber zu flüssig verrieben, so ist die Correctur um-
ständlicher; man muss die Farbe auf Filterpapier oder sonst
einsaugende Gegenstände setzen und hiedurch das überflüssige
Bindemittel wieder entfernenä
b) Den schlecht trocknenden, d. h. den viel Bindemittel
einsaugenden oder auch das Trocknen des Oels nicht befördern-
den Pigmenten soll zur Verminderung des Oelgehaltes und zur
Beförderung des Trockenprocesses eine Portion Trockenfirniss,
neben dem Oel, zugerieben werden.
c) Dasselbe geschehe mit denjenigen Pigmenten, die, als
Oelfarben, zum Nachdunkeln geneigt sind.
d) Den gut trocknenden oder das Trocknen des Oels be-
fördernden Farben hingegen werde in der Regel kein Trocken-
firniss zugesetzt, da sie sonst leicht zu spröde würden.
e) Die zum Lasiren dienenden Pigmente steigere man in
ihrer Durchsichtigkeit durch F irnisszusatz, dessen die meisten
von ihnen ohnedies schon des besseren Trocknens halber be-
dürfen;
f) und die deckenden, die in der Regel auch die guten
Trockner sind, schädige man nicht durch Firnisszusatz an ihrer
Dichtheit und Deckkraft. Vielmehr steigere man diese, indem
man das ölige Bindemittel mit ätherischem Oel vermischt und
so für eine Verminderung des Oelgehaltes sorgt.
Innerhalb dieser allgemeinen Grundsätze bleibt jedoch Frei-
heit der Bewegung genug. So fürchte man z. B. nicht, in den
I Die sogenannte "butterige Consistenz", welche die heutigen Faust-
und Spachtelmaler von den Oelfarben verlangen, ist bereits viel zu schlüpfrig.
Aber bei dieser Kunstweise geht es so hitzig zu, dass man nicht Zeit dazu.
hat, eine mager geriebene Farbe aus der Farbenkapsel zu drücken und,
wenn nöthig, auf der Palette mit etwas Flüssigkeit zu verdünnen.