Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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wobei man acht gibt, dass sich das Pulver auf dem Boden des 
Kolbens nicht zu einem kegelartig emporragenden Häuflein 
gestaltet, sondern sich, wie in der Figur angedeutet, in dünner 
Schicht an die Concavität des Flascheninnern anlegt. Das 
Bernsteinharz muss nehmlich, um zu schmelzen, möglichst nahe 
an das Feuer kommen. Hätte es in der Mitte des Flaschen- 
bodens ein konisches Häuflein gebildet, das, ohne die Seiten- 
wände des Kolbens zu berühren, frei in die Höhe stünde, so 
würde die den Boden des Kolbens berührende Basis dieses 
Häufleins schmelzen und endlich verkohlen, ehe die Spitze und 
das Innere des Kegels auch nur angeröstet wären und ihre 
weisse Farbe und Pulverform verloren hätten. Liegt aber das 
Pulver, wie die Figur zeigt, in dünner Schicht an die Kolben- 
wand angeschmiegt, so kommt es überall gleichmässig nahe an 
das Feuer, oder man kann die Stellen des Kolbens, wo dies 
nicht der Fall sein sollte, mittelst der Handhabe leicht zu der 
Gluth hin drehen. 
Das Glas muss beim Schmelzen die flammenden und weiss- 
glühenden Kohlen direct berühren. Zu Anfang entwickeln sich 
im Innern des Kolbens immer dichter werdende weisse Dämpfe, 
die mit Schnelligkeit durch den Hals emporschiessen und die 
man nicht mit dem Feuer in Berührung kommen lassen darf. 
Auch hüte man sich davor, sie einzuathmen. Sie haben einen 
scharfen, ätzenden Geruch. Man sieht nun, wie sich das Pulver 
im Kolben bräunt und flüssig wird. Der Dampf lässt nach und 
wird gleichfalls bräunlich. Dies ist der rechte Moment, den 
Kolben vom Feuer hinwegzunehmen; denn wenn man abwartet, 
bis die Dämpfe wässerig durchsichtig werden, so ist der Bern- 
stein nun zwar durchaus geschmolzen, aber auch bereits zum 
grossen Theil verkohlt. Im vorhergehenden Augenblick ist 
zwar noch nicht Alles durchaus flüssig, sondern noch ein Theil 
nur erst angeröstet und erweicht, aber es ist auch noch Nichts 
verkohlt und somit eine blondere Färbung und reinere Harz- 
substanz erhalten geblieben. 
Man setzt nun den Kolben in ein bereit gehaltenes warmes 
Sandbad ab, in dem sich die hohe Hitze des geschmolzenen 
Harzes etwas mildert.  Man hat auch in einer anderen Flasche
	        
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