Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

so mag sich ein solches bei blosser Verwendung zu handwerks- 
mässigen Anstrich als genügend dauerhaft erweisen. Soll es 
dagegen den feineren Zwecken und Ausdrucksweisen einer 
künstlerischen Leistung dienen, für welche die primitiven 
Manipulationen der Anstreicherkunst nicht ausreichen, so wird 
es den Maler, der seiner künstlerischen Absicht desshalb nicht 
entsagen will, zu Anwenclungsweisen zwingen, in Folge deren 
und an denen des Materials stoffliche Solidität zu Schanden 
werden 
ITIUSS. 
Andererseits wird auch ein feines Material, mit dessen Hilfe 
des Kunstverständigen Hand der Zeit spottende Werke hervor- 
bringt, in eines Pfuschers oder eines der Kunst Unkundigen 
Händen nur Negatives leisten, weil ihm aus Unverstand zuge- 
muthet wird, was es nicht zu leisten vermag und Wozu es gar 
nicht erfunden und eingerichtet ward. 
Maler, die es über sich gewinnen, sich ihr Malmaterial, um 
über dessen Dauerhaftigkeit beruhigt zu sein, gläubig von 
heutigen Fabrikchemikern erfinden und vorschreiben zu lassen, 
werden mit ihrer künstlerischen Individualität, so weit sich diese 
in der malerischen Technik äussern sollte, kläglich abdanken 
und zu Schablonenarbeitern werden müssen. Denn Schablonen- 
arbeit ist auch das Ideal und Paradies, dem alle heutigen 
Fabriktechniker und -Chemiker in der Praxis zustreben, und 
Schablonenwaare ist ja wirklich alles heutige fabrikmässig er- 
zeugte Malmaterial. Einen anderen Sinn hat es auch nicht, 
wenn sie von einer anzustrebenden zukünftigen, zu allgemeiner 
Geltung und Herrschaft gelangenden „Wissenschaft der Mal- 
technik" reden; sie stellen sich hierunter nichts Anderes vor, 
als dass die Chemie auf dem Weg ihrer Laboratoriumsversuche 
ein Malmaterial herstellen werde, das an und für sich, in seinen 
Bestandtheilen und in deren Zusammenfügung, nach allen be- 
kannten Regeln dieser Wissenschaft und unter gewissen, gleich- 
falls von dieser normirten äusseren Bedingungen für dauerhaft 
gelten müsse, so dass nun nach der Schablone der so ausfindig 
gemachten und genau definirten Herstellungsweise für alle Zu- 
kunft getrost und immer mit dem gleichen Resultat fabrik- 
mässig gearbeitet werden könne. Damit dann ein solches
	        
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