Man hat diese eigenthümliche Art des Austrocknens, von
unten nach oben, bestreiten wollen und behauptet, die Petroleum-
farben trockneten gerade so, wie gewöhnliche Harzöl- und Oel-
farben, in der Richtung von oben nach unten auf, bildeten auch
gerade so gut Oberhaut, wie jene. Aber man hat sich hiebei
selber getäuscht, indem man zu den Versuchen Farbenpasten
nahm, die nur sehr wenig Petroleum und dazu noch eine sehr
fein destillirte, leichtfiüchtige Sorte desselben enthielten, dagegen
aber viel zu Hüssig mit viel fettem Oel verrieben waren. Diese
Farbenpasten setzte man dann auch noch in einer Schichten-
dicke von I bis 2 Centimeter Höhe auf. So war es natürlich,
dass die Oberhaut sich bildete. Hätte man aber auch diese
fehlerhaft bereiteten Petroleumfarben nur mit einer dem Oel-
quantum entsprechenden Menge nicht allzuflüchtigen Petroleums
gemischt, so würde die Hautbildung nicht eingetreten sein.
Wieviel weniger wird sie bei einer vernünftigen Malweise ein-
treten, bei der keine so sinnlos hohe, sondern nur sehr massige,
nicht einmal die Höhe eines Viertels-Millimeters erreichende
Schichtung vorzukommen pflegt.
Ein weiterer Vortheil der Petroleumfarben besteht endlich
darin, dass man auch dann auf einer Unterlage weiter malen
kann, wenn dieselbe nur erst angezogen wäre. Das mindest
Trockene an ihr ist jetzt die obere Schichtenpartie. Mit dieser
verbindet sich nun die neue Farbeaschicht, ohne sie doch bei
der geringen Aetzkraft des Petroleums aufzuweichen. Beide
Schichten amalgamiren sich zu einer einzigen, und der Trocken-
process geht in derselben aufs Neue von der Tiefe her nach
der Oberfläche zu vor sich.
S 26. Ein wahrhaft solides Malmaterial kann nur auf dem
Weg einer vernünftigen und der Vollendung zustrebenden Mal-
weise gefunden und construirt werden. Ist es so beschaffen,
dass diese in ihm ausführbar ist, und sind nur sonst keine als
durchaus unsolid bekannten Substanzen dabei im Spiele, so wird
das damit Geleistete auch zeitliche Dauer haben.
Wird aber ein Malmaterial von der Malerei unkundigen
F arbentechnikern construirt, die es dabei vom rein chemischen
Standpunkt aus auf materielle Dauerhaftigkeit abgesehen haben,