105
Die erst nach 2500 und 300" Hitze übergehenden fetteren
Oele hingegen beharren an der Luft, wenn sie für sich allein
sind, ziemlich lange. Und sind sie im Gemenge mit den flüch-
tigeren Theilen verbunden, so ergibt sich für dieses, je nach
Proportion der Mengung, eine mittlere Zeitdauer der Ver-
Hüchtigung.
Dergestalt gibt es nun Petroleum, das, in massiger Schicht
auf nicht einsaugenden Grund gestrichen, entweder in Folge
seiner natürlichen Zusammensetzung, oder in Folge einer geeigneten
Art der F ractionirung durch Destillation, oder endlich geeigneter
Mischung verschiedener Fractionen sich in der gewöhnlichen
Temperatur. und Luftart geschlossener Wohnräume mehrere
Tage lang unverdunstet und nass erhält. Wird es dagegen der
Bestrahlung von F euerflammen oder auch nur eines lebhaft
glimmenden Kaminkohlenfeuers, oder aber den Sonnenstrahlen
in freier Luft, oder auch nur trockner freier Luft im Schatten
ausgesetzt, so verdunstet es bei der lebhaften hier stattfindenden
Sauerstoffentwicklung in wenigen Stundenl.
Solches Petroleum besitzt also die Eigenschaft eines genügen-
den Nassbleibens, das nach Leistung seines Dienstes baldigst
beseitigt werden kann, ganz so, wie dieses in S21, c von einem
guten Material erheischt ward.
Zudem ist es von einer Dehnbarkeit und Feinvertheilbar-
keit, Welche diejenige der fetten Malöle und der Terpentin-
sowie Lavendel-Essenz weit übertrifft. Es verstreicht sich so
iiüssig und ohne Stocken, wie reines Wasser, und diese Ge-
schmeidigkeit hat dabei vor derjenigen des Wassers den Vorzug,
dass sie bei dem langsamen Verdunsten des Steinöls von längerer
Dauer ist.
1 Es ist nicht wahr, dass nach dem Verdunsten ein nie trocknendes
mineralisches Fett auf der Oberfläche zurückbleibe. Dagegen werden geringe
Petroleumsorten oft mit animalischen oder vegetabilischen Fetten verschnitten
und gefälscht. Derlei mag zu jener üblen Nachrede Veranlassung gegeben
haben. Um Petroleum, das man in solchem Verdacht hat, zu prüfen, lässt
man eine Kleinigkeit davon circa zwei Minuten lang mit einem Stückchen
Natronhydrat zusammen am Feuer sieden. Ist das fälscliende Fett vorhanden,
S0 gerinnt beim Abkühlen das ganze Oel zu Gallerte.
680'539
s t
3! Kiv. E