Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

können also die häuügen Drohungen, die man gegen die  in der 
Regel ungenannt bleibenden  Fälscher ausstösst, man werde ihnen 
das Handwerk stören, nur geringe Wirkung thun und es fehlt 
den unaufhörlichen, in einem sehr selbstbewussten, hoch wissen- 
schaftlichen Ton gehaltenen Reclamen die Ueberzeugungskraft. 
S0 entbehrt diese Bewegung bis jetzt alles praktischen 
Erfolgs. Selbst der Handel mit den verrufensten Malmaterialien 
dauert offen und ungenirt weiter und die Führer selber mussten 
sich dazu herbeilassen, ihren Clienten durch Schrift und Bild zu 
verstehen zu geben, dass man auch bei ihnen solche beziehen 
könne, immer (wunderbarer Weise) unter Zusicherung unver- 
fälschter Echtheit. 
Diese Schwächen und Inconsequenzen der Durchführung 
ergaben sich ganz von selber und mit Nothwendigkeit aus der 
principiellen Fehlerhaftigkeit des eingeschlagenen Weges. Es 
kann sich keine Wissenschaft der Welt dazu anheischig machen, 
ein Material auszulinden, dem sie a priori das Praedicat der 
Dauerhaftigkeit zusichern dürfte. Die Dauerhaftigkeit einer Sache 
kann nur durch sich selber bewiesen werden und für das heute 
Entstandene liegt die Erhebung dieses Beweises in einer fernen 
Zukunft. Setzt sich eine Wissenschaft aber vor, für einen 
gewissen Zweck etwas Dauer Versprechendes zu erfinden, so 
muss sie sich vor Allem von diesem Zweck und von der 
Behandlungsart, der das zu beschaffende Objekt bei dessen 
Erfüllung unterworfen sein wird, eine genaue Vorstellung zu erwerben 
suchen, um so mehr, wenn die Art und Weise dieses Zweckes ihr so 
fremd {und schwer zugänglich ist, wie z. B. der Chemie die 
Kunst des Malens. Denn zu was hiilfe der Malerei ein Mal- 
material von noch so eiserner Dauerhaftigkeit, mit dem man 
nur mit grosser Schwierigkeit malen könnte, oder wieso wäre 
ein übrigens noch so robustes Material, das nur gerade die 
Behandlung nicht vertrüge, der es beim Malen unterworfen 
werden muss, ein solides Malmaterial? Hat also eine Wissen- 
Schaft nach eignem Geständniss auf einem solchen Gebiet noch
	        
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