zweitens, sich ohne alle Gefahr für das Original mittelst etwas
Weingeist und Terpentinöl leicht wieder hinwegnehmen lassen,
wo und sobald es sich darum handelt, den eigentlichen Zustand
des Originales zu zeigen, oder auch nur eine verfehlte Retouche
zu beseitigen. Bei Hinwegnahme alter mit Oelfarben gefertigter
Retouchen hingegen, pflegt es nie ohne weitere Beschädigung
des Originales abzulaufen. (Siehe Capitel I. S I2.)
Auch bei dem über die Harzfarben Gesagten ist Voraus-
setzung, dass nur die zur Anfertigung derselben brauchbaren
Solidharze (Mastixharz, Bernstein, Kopal) zur Anwendung kom-
men, die weichen Balsame aber streng ausgeschlossen bleiben,
da dieselben hier, wo kein fettes Oel vorhanden ist, ihre schlechten
Seiten doppelt stark hervorkehren müsstenI.
S 2 5. Feirolezmgfarßen. So verschieden an Eigenschaften
die bisher erwähnten Arten von Malmaterial von einander sind,
so stimmen sie doch darin überein, dass in allen ein für die
Manipulationen einer vollendeteren Malweise viel zu rasches An-
ziehen und Untractabelwerden des frisch Gemalten vorkommt
und dass keine von ihnen über ein unschädliches Mittel verfügt,
mit dessen Hilfe dieser Fehler beseitigt und eine Verlängerung
des Nassbleibens herbeigeführt werden könnte, die dann aber
1 Die originalen "Mussinifarben", deren Bereitungsweise bis vor Kurzem
als Geheimniss bewahrt wurde, waren, wie wir jetzt wissen, nichts Anderes,
als eine Art von Harzfarben ohne fettes Oel. Die Bindemittel enthielten
lediglich einige Harze und Balsamsorten mit etwas Wachs, welche Sub-
stanzen in einer Art von Kienöl (dem sog. Sugo) gelöst waren, das der Er-
finder aus gewissen Piniensamen presste, und das alle Eigenschaften eines
ätherischen Oeles hatte. Diese Farben trockneten, sozusagen, unter dem
Pinsel, daher der Farbenvortrag Mussinfs etwas holperig und ein Mosaik
nebeneinanderstehender Pinselstriche ist. Des Erhnders sehr begabter jüngerer
Bruder Luigi Mussini, Professor an der Sieneser Akademie, piiegte scherzend
zu sagen, diese Farben eigneten sich trefflich zum Pelzmaien, indem die
Pinsel in der Malerei kleben blieben. Bei matter Wandmalerei verdünnte
Mussini die Farben mit Steinöl, weil sie sich sonst hier nicht verstreichen
liessen; bei glänzender Staffeleimalerei hingegen geschah dies nicht. Die
heutigen im Handel befindlichen sog. Mussinifarben stimmen weder im
Princip, noch im Detail der Ausführung, wie die zahlreichen Broschüren
der Hersteller selber lehren, mehr mit den originalen des Erfinders überein,
sondern sindueine Art von Harzölfarben.