Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

Ein weiterer grosser Nachtheil der Harzfarben besteht in 
der allgemeinen Durchsichtigkeit, die das Harz den Pigmenten  
die prägnanten Unterschiede zwischen deckenden, Licht von der 
Oberfläche refiectirenden und transparenten Farben verwischend 
 verleiht. Nur die dunklen, durchsichtigen und die schön- 
farbigen Pigmente gewinnen an Kraft und Pracht, die hellen 
und opaken aber werden dunkler und kraftlos. Ebenso, wie in 
Harzölmalerei, bekommen die Bilder in Folge dessen wohl einen 
dunkleren allgemeinen F arbenton, als gewöhnliche Oelbilder, 
aber kein stärkeres Relief durch den Abstand des höchsten 
Lichts vom tiefsten Schatten.  
Versucht man der geschwächten Deck- und Leuchtkraft 
der opaken Pigmente durch gesteigerte Dicke des Auftrags 
nachzuhelfen, so entsteht hier ein höchst plumpes Wesen, weil 
sich die baldigst anziehenden Farben nicht glatt in einander ver- 
malen lassen, sondern stockig und störrig dem Pinsel wider- 
stehen. Es ist höchstens noch ein mosaikartiges Nebeneinander- 
setzen unverbundener Töne möglich, das die Vollendung der 
F ormenründung, wie den Schmelz des Colorites gleicherweise 
beeinträchtigt. 
Endlich sind die Harzessenzfarben in Folge der grossen 
Sprödigkeit ihres Bindemittels nicht von sehr grosser Dauer. 
Das damit Gemalte bekommt mit der Zeit leicht Sprünge und 
Risse. In diese setzen sich dann Staub und Luftfeuchtigkeit, 
bei voranschreitender Zertrümmerung des harzigen Bindemittels 
kommt die unter dem Namen "Bilderschimmel" bekannte Trü- 
bung der Transparenz zum Vorschein und verfällt die Schicht 
zuletzt der Zerstörung. 
Von beliebigem Nasshalten der Harzfarben kann selbst- 
verständlich keine Rede sein. 
Aus allen diesen Gründen sind die Harzfarben ein sehr un- 
vollkommenes Malmaterial, das sich zu durchgeführten Arbeiten 
grösseren Umfanges nicht eignet. Sie dienen hauptsächlich nur 
zu Flickarbeit, z. B. beim Restauriren beschädigter älterer und 
neuerer Oelbilder. Hier werden sie von gewissenhaften Retou- 
Cheurs angewandt, erstens, weil die damit gesetzten Retouchen 
nicht nachgelben und -dunkeln, wie die mit Oelfarben gesetzten,
	        
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