Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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Das einzige Bindemittel der Farben ist natürlich das Harz, 
das nach Verdächtigung der Essenz allein bei denselben zurück- 
bleibt. War ein Harz einmalvin einer Essenz gelöst, so wird es 
nach dem Trocknen sehr leicht durch dieselbe Essenz wieder 
aufgeweicht. Dieses geschieht also auch gern einer ersten, ge- 
trockneten Harzfarbenschicht beim Uebermaltwerden mit einer 
zweiten, nassen, und zwar geschieht es um so leichter, als die 
Harzessenzfarben nicht in feuchtem, tractablem Zustand auf der 
Palette sitzen, sondern in Form getrockneter breiartiger Hauf- 
lein'; von denen man das auf die Malerei zu Tragende mit dem 
zuvor in reine Terpentin- oder Lavendelessenz getauchten 
Pinsel aufweichend hinwegnehmen muss  ähnlich, wie man 
beim Malen mit Aquarellfarben mit einem mit Wasser gefüllten 
Pinsel thut.  Somit ist also der Farbenauftrag immer ein 
ziemlich nasser. 
Dehnbar und geschmeidig sind diese Farben natürlich nur 
so lange, als die Terpentinessenz nicht aus ihnen verflüchtigt 
ist. Da sich dieselbe sehr rasch verflüchtigt, so ist die Dauer 
der Dehnbarkeit keine grosse. Eine fiarbenschicht über eine 
grosse Fläche hin schön eben und gleichmässig zu legen, ist in 
Harzfarben kaum möglich; auch wo es mit sehr verdünnter 
Farbe, mit leichter, sicherer Hand in raschestem Zug versucht 
wird, sind Ungleichheiten unvermeidlich. Solche Ungleichheiten 
lassen sich hier nicht, wie bei Oelfarben, nachträglich mit 
trockenen Pinseln vermalen, denn die Farbe ist alsbald nach 
dem Auftrag untractabel. Würde man die Ausgleichung aber 
mit befeuchtetein Pinsel versuchen, so würde man das Uebel 
nur verschlimmern, weil sich die angezogene F arbenlage unter 
der Berührung des Pinsels überall auflösen und fleckig zu- 
sammenschieben würde. 
I Die Feinverreibung der Harzessenzfarben ist wegen des raschen 
Trocknens der Harzessenz nur in der "Weise möglich, dass man die Farben- 
pulver zuerst mit reiner Terpentinessenz fein verreibt, dann erst den Harz- 
essenzfirniss hinzugibt und während der Verreibung desselben mit den Farben 
häufig Terpentinessenz zugiesst, weil der Firniss und der mit demselben 
gemischte Farbenbrei immer wieder von Neuem anzieht und die Umdrehungen 
des Reibeinstrumentes durch seine Zähigkeit hindert.
	        
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