Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

trocknens verschiedener Partieen desselben Oelgemäldes. Ein 
Theil dieser letzteren wird für gewisse Fälle immer zu rasch 
anziehen, andere werden zu langsam trocknen. 
Die dritte Bedingung eines guten Malmaterials, die Regu- 
lirbarkeit des Austrocknens in dem, S 21, bei c bezeichneten 
Sinne bleibt also in dem Material der reinen Oelfarben uner- 
füllbar. Wird man auch den schlechten Trocknern Trocken- 
mittel zusetzen, um ihre Trockenzeit derjenigen der guten 
Trockner ähnlich zu machen, so kann man doch das zu rasche 
Anziehen dieser letzteren nicht aufhalten. Mit diesem wird man 
durch die Beförderung des Anziehens der langsamen Trockner 
vielmehr alle Farben zusammen behaftet haben. 
Zu Hervorbringung des feinen und geheimnissvollen colo- 
ristischen Reizes und zu jener höchsten Durchbildung der Formen, 
welche nur mit Hilfe vielfacher Uebergehungen erreichbar wird, 
eignet sich das Material der reinen Oelfarben nicht. Sein Ver- 
mögen gipfelt und erreicht sein Ende in einer prompten, 
frischen Primamalerei, deren Werken bei der Raschheit, mit 
der sie geführt werden muss, auch unter den geschicktesten 
Händen des sichersten Meisters immer etwas von Leerheit 
und Mangel an Vollendung anhaftet. In den Händen eines un- 
sicheren und ungeschickten Werkführers aber wird die Tech- 
nik der absoluten Oelfarben leicht entweder zu einer unerfreu- 
lichen Quälerei, oder  aber zu hässlicher, bramabasirender 
Schmiererei. 
Absolute Oelfarben stellt man auch her, wenn man die 
Pigmente statt mit rohem, mit am Feuer oder an der Sonne 
gekochtem Oel verreibt, wie dies in der Schrift des Mönches 
Theophilus und im Tractat der Malerei des Giottesken Cennini 
beschrieben ist. 
Solche Farbenpasten sind dann in Folge des äusserst 
fetten, dicklichen Bindemittels gleich zu Anfang weniger dehn- 
bar, als die mit rohem Oel verriebenen, und werden noch 
schneller untractabel, als diese, weil das gekochte Oel rascher an- 
zieht, als das rohe. Sie werden auch beim Verreiben viel ölhaltiger, 
als die mit dem Hüssigeren rohen Oel verriebenen. je zäh- 
Hüssiger nehmlich ein Bindemittel ist, desto mehr davon muss
	        
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