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Dieses ist denn auch sehr verzeihlich, denn damit einer Farben-
substanz das Zeugniss und Epitheton wissenschaftlich garantirter
Zuverlässigkeit verliehen werden dürfe, wird eine fünf- oder
sechsjährige, ja eine noch weitere zwanzig- oder dreissigjährige
Prüfung derselben doch wohl nicht für genügend zu erachten
sein. Aber man gelangte bis heute auch nicht dazu, nur
irgend eine bestimmte Art der Zusammensetzung der Farben-
körper bekannt zu geben, die man als Grundlage und Ausgangs-
punkt der Versuche und somit wenigstens als provisorische Norm
der Echtheit und Reinheit angenommen wissen wollte, und in
Folge dessen blieb also, was Ulfälschung" bedeute, bisher sehr
dehnbar. Nur das Allergröblichste von Betrug, das vorzukommen
pflegt, wie z. B. die sogenannte "Schönung" der Pigmente mit
Anilin und anderen leicht vergänglichen farbenden Stoffen, ferner
die Vermengung mit Gyps, Schwerspath und dergl. ward mit
Deutlichkeit als Fälschung bezeichnet. Nicht einmal das so ein-
fache und auf der Hand liegende praktische Mittel ergriff man,
die Fabrikanten zu einer ihnen selber überlassen bleibenden Angabe
der chemischen Zusammensetzung ihrer Producte sei es auf den
Etiquetten, oder in den Preislisten anzuhalten, um sie so, wenn
die Waare hiegegen verstiesse, doch in irgendwie nachweisbarer
Form der Irreellität zeihen zu können, und ungerügt mag ein
jeder irgend eine geringwerthige Waare als eine bessere erscheinen
lassen und für dieselbe zu Kauf bieten, wenn er sie mit einem
nichtssagenden Phantasienamen belegt, mit dem die bessere
andervvärts, gleichfalls willkürlich, belegt wird. Die Führer selber
brachten Waaren in den Handel, die unter ihrer eignen Contröle
stünden und daher von ihnen als das Beste und Reinste garantirt
würden, das auf den iMarkt käme; aber sie gingen nicht mit
dem Beispiel voran, auf der Waare oder in den Preis-
listen die chemischen Bestandtheile anzugeben, obgleich dieses
in Vorschlag gebracht war; sie liessen sich dies Beispiel von
anderen Häusern, wie Lefranc in Paris und Dr. Schoenfeld in
Düsseldorf, vielmehr selber geben. Unter solchen Umständen