bei Oelfarben nur in der Weise geschehen, dass ihnen ein ener-
gisches Trockenmittel entweder sogleich beim Bereiten, oder
vor dem Auftragen zugesetzt wird. Nur darf dasselbe nicht so
stark wirken können, dass es durch zu rasches Anziehen die
unter a erwähnte Dehnbarkeit der F arbenpaste schädigt.
Nun treten jedoch beim Malen andrerseits nicht minder
häufige Fälle ein, in denen die Vollendung eines begonnenen
Theils oder Stadiums der Arbeit nur nass in nass, bei möglichst
langsamem Trocknen der F arbenpaste in erwünschter Weise
zum Ziel geführt werden kann. Also muss die nehmliche Far-
benpaste, die unter anderen Umständen auf das Rascheste aus-
trockenbar zu sein hat, zugleich auch die Fähigkeit längeren
Nassbleibens besitzen. Hat dann dieser letztere Zustand seinen
Dienst gethan, so soll er, um nicht unbequem oder gar schäd-
lich zu werden, binnen kürzester Frist in denjenigen solider
Auftrocknung verwandelbar sein.
S 22. Rezäze Oelfarbm. Wir werden jetzt fragen, 0b die
reinen Oelfarben die unter S 21 aufgeführten Bedingungen er-
füllen können. Reine Oelfarben nennen wir die bloss rnit einem
der ungekochten fetten Malöle verriebenen Farben, und zwar
nehmen wir als selbstverständlich an, dass die Bereitung eine
musterhafte sei und keinerlei Beimischung irgend einer der in
Capitel I und II als schädlich bezeichneten Substanzen stattge-
funden habe.
Wir sahen im I. Theil, S I9, wie sich die Pigmente der
Oelmalerei auf der weissen und schwarzen Tafel in eine Reihe
mehr oder Weniger durchscheinender, dann opaker und deckender
Farben eintheilten. Diese optischen Unterschiede sind auf das
Engste mit dem unterschiedlichen Vermögen der Farbstoffe
verbunden, grössere oder kleinere Quantitäten von Bindemittel
in sich aufzunehmenä
Ob ein Pigment mehr oder weniger Oel einsaugt, hängt
von seiner Structur ab. Im Grossen und Ganzen lassen sich
I Da. wir, wie soeben gesagt, hier ein musterhaft bereitetes Oelfarben-
material annehmen, so versteht es sich von selbst, dass keine Farbe mit
öligem Bindemittel überladen sei, sondern eine jede nur soviel davon ent-
halte, als zu ihrer Bindung noth thut.