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farben den Anschein der Raumvertiefung und Solidkörperlichkeit,
sowie der mannigfaltigen Licht- und F arbenspiele der NVirklich-
keit auf das Allerbeste hervorzubringen.
NVelche Haupteigenschaften über diejenige der blossen
Dauerhaftigkeit hinaus muss also ein im obigen Sinne
gutes Malmaterial besitzen?
a. Dehnbarkeit. Die F arbenpaste muss sich, erstens, ohne
Mühe eben und gleichmässig verstreichen lassen, ebensowohl
in äusserst dünner, als in dicker Schichtung. Wie man nur
will, muss man mit ihr aus dicker Schicht in dünnere übergehen
können, und umgekehrt. Diese Uebergänge müssen auf das
Verschmolzenste, ohne dass im Geringsten Absätze sichtbar
werden, ausführbar sein, doch darf kein ZerHiessen oder Aus-
laufen der Angrenzungen und Ränder stattünden, das nicht aus-
drücklich in der Absicht des Malers läge. Vielmehr muss sich
die Farbenpaste bei aller ihrer Dehnbarkeit doch in jeder Art
von Schichtung, in die der Maler sie bringen will, ebensowohl
zum allerbestimmtesten, markigsten, schärfsten zeichnerischen
Vortrag eignen.
ä. Färbekraft. Zudem sollen die verschiedenen F arbenpasten
bereits in massiger Schicht volle F ärbekraft besitzen. Nament-
lich haben diejenigen unter ihnen, die gute Lichtreflectoren sein
und ihre Unterlagen stark decken sollen, diese Dienste bereits
in mässig hoher Schicht zu leisten. Der Maler soll nicht durch
schwache Färbekraft seines Materiales zu sehr hoher Schichtung
desselben genöthigt sein, da diese ebensowohl ein Hinderniss
für die Reinheit des Colorites und die Exactheit des Vortrags
und der Zeichnung, als eine Gefahr für die Haltbarkeit ist.
a. Regulirbarkeit de: Trorkeryßracesses. Bei einer fein ent-
wickelten Malweise kommen unzählige Fälle vor, in denen der
gewollte Licht- und Farbeneffect nur mittelst mehrfacher Ueber-
einanderschichtung auf einander zu berechnender F arbentöne
erreichbar wird, wobei aber jede neue Schicht erst dann gelegt
werden kann, wenn die Unterlage, auf welche sie kommt,
tüchtig ausgetrocknet ist. In solchen Fällen muss also, damit
die Arbeit, nicht zu lange aufgehalten werde, für ein rasches
solides Auftrocknen der Farbenpasten gesorgt sein. Dies kann