lich gestattet, da kann die Ueberzeugung von der Erforderlichkeit
solider Bindemittel noch keine tiefen Wurzeln geschlagen haben.
Immerhin liegt auch derlei noch im Bereich des cruden chemi-
schen Experimentirens.
Dagegen fällt es schon ganz ausserhalb des chemischen
Gesichtskreises, dass ein Maler auch ohne Bedenken Nutzen
aus den prächtigen Tönen solcher Pigmente zieht, die vor dem
Licht binnen Kurzem verblassen. Er benützt sie einfach als
tieiklare Unterlegungen deckfarbiger und halbdeckfarbiger Mo-
dellirungsscalen. Alsdann werden sie durch diese Decken vor
der Berührung des Lichtes geschützt und leisten in Folge ihrer
Farbenkraft und -Klarheit den Tönen der lichthöhenden Auf-
modellirung ihren Dienst als Folie in sehr vorzüglicher Weise.
Andre Pigmente wider, die sich als Oelfarben gut halten,
wenn sie frei an Licht und Luft stehen, dagegen nach-
dunkeln, wenn sie davon abgesperrt sind, wird ein Maler eben
nicht in Unterlagen verwenden und durch diese Vorsicht den
zweideutigen Ruf Lügen strafen, in dem ihre Haltbarkeit in der
chemischen Prüfungsanstalt steht. Für die mannigfachen
Arten der Consistenz nun gar, welche die Farbenpaste ab-
wechselnd haben muss, um die verschiedenen Dienste des Deckens,
des Halbdeckens, Verschleierns, der Voll- und der Zartlasur in
allen deren unzähligen Abstufungen, zu leisten, sowie die Vor-
theile der Vermalbarkeit im Frischen, F lüssigen, Halbtrocknen
u. s. w. zu bieten, wie die Farbe hier bald eine fettige, bald
eine mehr wässerige Geschmeidigkeit durch den Zusatz der
Malmittel zu bekommen hat, jetzt mager und ohne Firniss,
dann wieder, mit eingedicktem Firniss ganz erfüllt und gesättigt,
aufzutragen sei, für alle diese Dinge könnte man einem Chemiker
oder sonstigen Kunstlaien auch dann nicht einmal ein Ver-
ständniss beibringen, wenn man sie ihm oftmals vormachte.
Es versteht dieselben nur, wer mit leichter, feinfühliger Hand
selber den Pinsel zu führen lernte. Sie liegen nicht im Bereich
eines bloss verstandesmässigen Verstehens, sondern in demjenigen
des wahrlich nicht minder feinen und vornehmen künstlerischen
Verstehens, das mit dem Verstand und ungewöhnlich begabten
Sinnen zugleich arbeitet. Für das Feingefühl, mittelst dessen