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Vorhandenseins, gleichsam eine Erlaubniss oder eine Bescheini-
gung der Daseinsberechtigung ausstellte.
Zwar, dass sich Farben in Oelmalerei desshalb noch nicht
als haltbar bewähren müssen, weil sie als Farbenpulver für sich
allein, oder in Mischung mit anderen der Zeit widerstehen, be-
greift sich von selbst. Materiell einleuchtend ist es auch, dass
andrerseits ein Pigment an und für sich nicht luftbeständig zu
sein braucht und durch Umhüllung mit Oel und Harzen doch
beständig wird. So ist es z. B. bei dem an sich vergänglichen
Grünspan der Fall, den wir, als Firniss- und .Oelfarbe ange-
wendet, auf alten Werken Jahrhunderte übefdauern sehen,
während wider andere Pigmente, die sich in Fresko- und sons-
tiger Wasserfarbentechnik als sehr haltbar bewähren wie
z. B. manche Ockerarten als Oelfarben baldigst schwarz
und unscheinbar werden.
Verträglichkeit mit den öligen und harzigen Bindemitteln,
oder vielmehr, wie die Chemiker es ausdrücken, "Indifferentis-
'mus" gegen dieselben ist also die erste, gröbste materielle Be-
dingung für die Farbstoffe, die sich als Oelfarben haltbar er-
weisen sollen.
Auch das scheint noch nicht über einen mittelmässigen
chemischen Horizont gehen zu müssen, dass es nichts schaden
könnte, wenn die Bindemittel, welche den Farbstoffen zum
Theil Schutz gegen atmosphärische Einflüsse gewähren sollen,
an und für sich solid genug beschaffen wären, um diesen Ein-
flüssen nicht stracks selber zu unterliegen. Bei der Erwägung
jedoch, dass nicht minder, als in die Bereitung der Farbstoffe,
auch in die Zusammensetzung der Bindemittel und Malmittel
gerade durch die neuere Chemie erst die rechte Confusion,
Unsicherheit und Unsolidität kam, mag es erlaubt sein, hieran
noch zu zweifeln. Wo man unverdrossen darüber zu streiten
fortfahrt, ob Tannen- oder Copaivae-Balsam das vorzüglichere
Mittel zum Geschmeidigmachen der Oelfarben sei, docirt, Wachs
und Paraffin verliehen den Farben mehr Körper und „Modellir-
fähigkeit", oder wo man an Stelle des auskrystallisirenden Blei-
zuckers das nicht minder Krystalle bildende Manganoxyd als
Trockenmittel empfiehlt, Spiritusfirnisse und dergl. als ungefähr-