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Ganze durcheinanderschütteite. Die echte Farbe wird zu Boden
sinken, das Anilin aber, wenn es vorhanden ist, den NVeingeist
färben. Ist die Farbe bereits mit Oel oder Firniss verrieben,
so erreicht man dasselbe mit an Stelle des
NVeingeistes.
Schonung von Erd- oder Mineralfarben mittelst brillanter
vegetabilischer oder sonstiger leicht vergänglicher farbender
Stoffe weist man leicht nach, indem man ein Stück der betreffen-
den zu prüfenden Farbe entweder noch in trocknem Zustande,
oder auch bereits mit Oel verrieben in einem eisernen Löffel
in's Feuer hält. Der zur Schonung dienende vegetabilische
Farbstoff wird alsdann zu Asche verbrennen, andere etwa zur
Schönung benützte flüchtige farbende Stoffe (wie z. B. Arsen)
werden sich verflüchtigen und die Erd- oder Mineralfarbe wird
allein zurückbleiben, und zwar in ihrem wahren ursprünglichen
Aussehen, wenn die Operation nur kurze. Zeit dauerte, oder
aber bei längerer Dauer derselben, durch Glühung mehr oder
iweniger modificirt.
Eine andere Art der Reinigung, die besonders bei den
künstlichen Farben oft gut angewandt ist, besteht darin, dass
man die fein gepulverte Farbe in einem Filter mit warmem
destillirtem oder Regen-Wasser begiesst. Von dem abgelaufenen
NVasser bringt man mit eingetauchtem Finger einen Tropfen auf
die Zunge. So lange, als das Wasser noch süsslich oder säuer-
lich schmeckt, setzt man die Begiessung fort. Hiedurch werden
allerhand schädliche Säuren aus der Farbe entfernt.
Wenn sich nun aber auch ein Maler solchen Prüfungen
seines Materials unterzieht, so wird man doch begreifen, dass er
den Fälscherkünsten der chemischen Hexenküche nur wenig
gewachsen ist. Gänzlich ohne die künstlichen Farbenprodukte
der Chemiker auszukommen, wird nicht möglich sein. Man
halte sich hinsichtlich dieser künstlichen Pigmente wenigstens
hauptsächlich an diejenigen, welche schon seit längerer Zeit be-
kannt Sind und also wo sie richtig bereitet wurden eine
gewisse Prüfung auf ihre Dauerhaftigkeit hin bestanden haben.
Das Neue und Neueste aber, das uns Malern täglich mit der
Zuversicht wissenschaftlicher Unfehlbarkeit als das Sicherste