Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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das in das zweite Gefäss Hinübergegossene mit noch ein wenig 
mehr Wasser, schwenkt den Inhalt, lässt wieder die noch vor- 
handenen schwereren und schmutzigen Theile zu Boden sinken 
und giesst das Leichtere, im Wasser Suspendirte mit der gleichen 
Vorsicht in ein drittes Gefäss hinüber. Dies wird der reinste 
Theil der Farbe sein; doch kann man die Operation mit dem 
Rest noch mehrmals wiederholen, so lange, als der Farben- 
schlamm noch reine und brillante Theile zeigt. Endlich ültert 
man von dem erzielten gereinigten Farbenschlamm durch einen 
Trichter das Wasser ab, trocknet die im Filter zurückgebliebene 
reine Farbe gut auf einer sauberen Glasplatte an staubfreiem 
Ort und hebt sie in wohlverstöpselten Gläsern auf. 
Auch mit dem Glühen oder Brennen der Erd- und Mineral- 
farben kann ein Maler es selber versuchen. Es dienen hiezu 
unglasirte thönerne Tiegel, in denen die Farben offen in einen 
Töpferofen gesetzt werden. je stärker die Glühung ist, desto 
röther, brauner, oder violeter und desto dunkler werden die 
verschiedenen Erd- und Mineralfarben. Noch stärkerer Glühung, 
oder sogenannter Calcination kann man einige dieser Farben 
mit Vortheil unterwerfen, indem man den Tiegel mit einem 
damit verkitteten Deckel dicht verschliesst. So erzielt man 
z. B. aus den hellsten Stücken von Terra di Siena. welche am 
wenigsten noch unoxydirte schwarze Eisentheile enthalten, ein 
prachtvolles, zwischen rothem Zinnober und Krapplack stehendes 
durchsichtiges Roth. 
Beim Einkaufen der Erden oder Ockerfarben sei man in- 
dessen immer vor Betrug auf der Hut. Diese Farben kommen 
nehmlich vielfach mit Anilin, oder auch mit anderen künstlichen 
Farben, die brillanter, als die Erden selber sind, "geschont" in 
den Handel. Niemals kaufe man daher die Ocker in Pulverform, 
weil hier natürlich diese "Schonung" auf den ersten Blick nicht 
so leicht auffällt. Man kaufe sie nur in Naturstücken, bei denen 
man dann, wenn man ein Stück zerschlägt, am inneren Bruch 
das echte Aussehen der Farbe erkennen kann. 
Auf Anilinfälschung prüft man trockene Farben, indem 
man eine Partie davon pulvert, in ein Gläschen voll Wein- 
geist schüttet und einige Zeit stehen lässt, nachdem man das
	        
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