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das in das zweite Gefäss Hinübergegossene mit noch ein wenig
mehr Wasser, schwenkt den Inhalt, lässt wieder die noch vor-
handenen schwereren und schmutzigen Theile zu Boden sinken
und giesst das Leichtere, im Wasser Suspendirte mit der gleichen
Vorsicht in ein drittes Gefäss hinüber. Dies wird der reinste
Theil der Farbe sein; doch kann man die Operation mit dem
Rest noch mehrmals wiederholen, so lange, als der Farben-
schlamm noch reine und brillante Theile zeigt. Endlich ültert
man von dem erzielten gereinigten Farbenschlamm durch einen
Trichter das Wasser ab, trocknet die im Filter zurückgebliebene
reine Farbe gut auf einer sauberen Glasplatte an staubfreiem
Ort und hebt sie in wohlverstöpselten Gläsern auf.
Auch mit dem Glühen oder Brennen der Erd- und Mineral-
farben kann ein Maler es selber versuchen. Es dienen hiezu
unglasirte thönerne Tiegel, in denen die Farben offen in einen
Töpferofen gesetzt werden. je stärker die Glühung ist, desto
röther, brauner, oder violeter und desto dunkler werden die
verschiedenen Erd- und Mineralfarben. Noch stärkerer Glühung,
oder sogenannter Calcination kann man einige dieser Farben
mit Vortheil unterwerfen, indem man den Tiegel mit einem
damit verkitteten Deckel dicht verschliesst. So erzielt man
z. B. aus den hellsten Stücken von Terra di Siena. welche am
wenigsten noch unoxydirte schwarze Eisentheile enthalten, ein
prachtvolles, zwischen rothem Zinnober und Krapplack stehendes
durchsichtiges Roth.
Beim Einkaufen der Erden oder Ockerfarben sei man in-
dessen immer vor Betrug auf der Hut. Diese Farben kommen
nehmlich vielfach mit Anilin, oder auch mit anderen künstlichen
Farben, die brillanter, als die Erden selber sind, "geschont" in
den Handel. Niemals kaufe man daher die Ocker in Pulverform,
weil hier natürlich diese "Schonung" auf den ersten Blick nicht
so leicht auffällt. Man kaufe sie nur in Naturstücken, bei denen
man dann, wenn man ein Stück zerschlägt, am inneren Bruch
das echte Aussehen der Farbe erkennen kann.
Auf Anilinfälschung prüft man trockene Farben, indem
man eine Partie davon pulvert, in ein Gläschen voll Wein-
geist schüttet und einige Zeit stehen lässt, nachdem man das