Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

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auszurotten und an seiner Statt eine "Wissenschaft der Mal- 
technik" zu begründen sei. Zu diesem weitaussehenden Behuf 
hat man also einen entsprechenden wissenschaftlichen Apparat 
geschaffen. Den anfänglichen einfachen Versuchsstationen, in 
denen Malrnaterialien auf ihre chemische Zusammensetzung und 
Reinheit von fremden, schädlichen oder leicht vergänglichen 
Stoffen, sowie auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Luft und 
Licht oder allerhand chemische Agentien hin geprüft wurden, 
gesellten sich Laboratorien bei, zum Zweck der Ausfindigmachung 
sogenannter "Farbentypen"  d. h. also wohl, solcher F arben- 
körper oder Farb-Stoffe, die als Muster chemischer Reinheit 
gelten könnten und somit auch die beste Garantie der Dauer- 
haftigkeit bieten würden. Man veranstaltet für das wissenschaft- 
liche Studium Sammlungen aller möglichen bereits existirenden 
Malmaterialien, deren man nur habhaft werden kann; bespricht 
in_ Zeitschriften jede neue Erscheinung auf dem Gebiet und 
eine erkleckliche Anzahl älterer und neuerer Fachschriften und 
-Blätter liefert eine bereits in's Unübersehbare angewachsene 
Fülle von Specialabhandlungen in jeglichem Detail der Material- 
bereitung  nur dass diese immer höher und höher anschwellende 
Wissenschaftstluth täglich auf's Neue wieder hinwegspült, was 
sie Tags zuvor herbeischwemmte, und so die bereits allzugrosse 
Complicirtheit und Unsicherheit des früher schon Bestehenden 
nicht etwa vereinfacht und vermindert, sondern sie nur zur voll- 
kommenen Confusion und zu einem wahren Chaos unbewiesener 
Hypothesen, unfertiger Vorstellungen und flagranter Widersprüche 
Zu machen droht, in dem kein Praktiker sich mehr zurecht 
finden, sondern sich nur noch zu der Frage getrieben fühlen 
kann, ob es denn wohl noch jemals etwas geben werde, dessen 
er sich ohne das allergrösste Misstrauen bedienen dürfe. 
Nicht besser steht es um die in den Laboratorien in Gang 
befindlichen Versuche, es ward durch dieselben noch kein ein- 
ziger F arbenkörper ausfindig gemacht, der als ein vollkommenes 
Muster seiner Art, als ein "Typus" bezeichnet werden könnte.
	        
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