Volltext: Die materielle Dauerhaftigkeit der Oelmalereien (Theil 2)

Ohne Zweifel befinden wir Maler von heute uns den Lie- 
feranten mehrer Farbstoffe gegenüber in weit ungünstigerer 
Lage, als unsre Vorfahren in der Malerei sich unter soviel ein- 
facheren Verhältnissen den nicht wissenschaftlich gewappneten 
Lieferanten der ihrigen gegenüber befanden. Da man uns nun 
wissenschaftlicherseits stets auf das vorleuchtende Beispiel der 
F arbensolidität dieser Altvorderen hinweist  die doch, wie 
Eingangs ohne sonderliche Mühe gezeigt ward, die hiezu ver- 
wendeten Farbstoffe eben so wenig selber bereiteten, wie wir 
die unsrigen bereiten, so werden wir Maler den Spiess wohl 
einfach umkehren und unsererseits unsre gelehrten F arben- 
lieferanten auf das vorleuchtende Beispiel jener wissenschaftlich 
wohl armen, aber vielleicht um so fleissiger, gewissenhafter und 
geschickter arbeitenden alten Droguenhändler und Alchy- 
misten, als eben diejenigen hinweisen dürfen, welche die so wohl- 
bewährten und den unsrigen in dieser Hinsicht so überlegenen 
Farbstoffe bereitet und den alten Malermeistern ohne viel Re- 
-clarne geliefert haben. Wollten sich die heutigen Farben- 
chemiker nur ernstlich dazu entschliessen, die bescheidene An- 
zahl von Pigmenten, die in den alten Malerbüchern benannt und 
Haltbarkeit dieser Farbstoffe und Bestandtheile, so ist doch soviel erreicht, 
dass der Käufer in chemischen Laboratorien untersuchen lassen kann, ob 
die erstandene Waare wenigstens in ihrer in den Preislisten angegebenen 
Zusammensetzung echt ist; ausserdem aber sind diese Angaben auch das 
einfachste und praktischste Mittel, die Malerwelt brauchbare Erfahrungen 
über die Güte oder Nichtgüte der diversen Pigmente sammeln zu lassen. 
Bei uns in Deutschland aber lassen die Maler es sich gefallen, dass 
jeder Farbenfabrikant und -Händler für sich allein behält, aus was seine 
Waare besteht, und somit auf das Praktischste die Gefahr vermeidet, jemals 
wegen Unechlheit seiner NVaare belangt werden zu können, so oft er auch 
dem Käufer die "Echtheit und Reinheit" seiner Farbstoffe "garantirtu. Ja, 
wir haben sogar die Carricatur sogenannter "Normalfarben", die in ihrer 
Echtheit und Reinheit von denen selber, die sie in den Handel bringen, 
ncontrollirt" und so, gleichwie in ihrer Haltbarkeit den Künstlern "garantirt" 
werden, ohne dass diesen Letzteren doch je bekannt gegeben worden wäre, 
nach welcher Norm diese "normalen" Farben denn eigentlich zusammen- 
gesetzt sind, und obgleich auf der Preisliste ein ganzes Dutzend als Oelfarben 
allgemein für höchst unhaltbar bekannter Pigmente steht und unter diesen 
sogar der verderbliche Asphalt. 
Ludwig, Technik. lI. 6
	        
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