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nahmsweise in der_That selbst mit Alchymie befasste, schrieb:
Die Maler, deren Werke nur durch viel schöne Farben glänzen,
malen nicht sich, sondern denen zur Ehre, welche die Farben
gemacht haben.
Genau so, wie jetzt, gaben sich ferner die Maler von da-
mals auch nicht bloss mit unvermischten, ,.chemisch reinen"
Farbstoffen ab und benannten dieselben noch weit weniger nach
den chemischen Bestandtheilen. Wir sehen auf der Palette der
italienischen Quattro- und Cinquecentisten den aus Weiss und
Sinopiaroth gemischten „Cinabreseßt, das aus Gelb und Schwarz
gemischte, die Grünerde nachahmende „Verdaccio" (schmutzig
Grün) und ein gemischtes Grau, genannt „Mützenfarb", als
ständige, vorräthig gehaltene Farben. "Lohfarb" und "Löwen-
farb" hiessen der Goldocker und lichte Ocker, "Mohrenfarben"
oder "Brombeerfarben" das Vitrioleisen unser ,.Caput mor-
tuum". Als „Auripigment" wird ein Gelb bezeichnet, das doch
Nichts weniger, als Gold, enthält, und wem wäre das köstliche
"Blau nicht bekannt, dessen Name bezeichnet, dass es noch
"über das Meerblau" geht?
War es nun damals in diesen Dingen ganz ähnlich, wie
bei uns, beschaffen und hat man dennoch Bilder gemalt, deren
Farben die Probe von Jahrhunderten bestehen konnten, so
braucht man auch heute den Malern nicht zuzumuthen, dass sie
Chemie studiren und ihre Farbstoffe selber bereiten. Woher
sollten sie wohl bei dem gegenwärtigen Stand und Umfang hier
einschlägiger Kenntnisse die Zeit dazu nehmen, noch zudem
auf die Gefahr hin, dennoch nicht mit voller Sicherheit zu er-
fahren, welche die in Oelrnalerei absolut haltbaren Farbstoffe
sind? Wissen dies doch augenscheinlich die heutigen Chemiker
selber nicht. Die Vornehmsten unter diesen, die eigentlichen
Lichter ihrer Wissenschaft, erklären offen, dass die wissenschaft-
liChC Erfahrung hier des festen Bodens ermangele, indem man
einerseits über die Zusammensetzung und Zubereitungsweise
jener seit Jahrhunderten bewährten Pigmente alter Meisterwerke
nicht genügend unterrichtet sei, andrerseits aber die neuen Pro-
dukte heutiger Experimente hinsichtlich ihrer Dauerhaftigkeit
natürlich erst in ferner Zukunft beurtheilt und beglaubigt